Drauf geschissen?
Weil immer alles mit den Störchen beginnt, sollen Störche auch bei unserer kleinen Blogserie den Anfang machen. Ende August 2019: Ferienzeit und Hochsaison auf Schloss Rochlitz. Es ist heiß und trocken. Trockener als die Jahre zuvor. Doch noch etwas ist anders: Schon seit Tagen finden sich beim morgendlichen Rundgang auf dem gepflasterten Innenhof des Schlosses merkwürdige grau-schwarz gesprenkelte Ballen. Etwa so groß wie ein Hühnerei. Anders, als das, was gewöhnlich zu finden ist. Zuerst drei bis vier, dann 10 bis 20. Irgendwann zähle ich nicht mehr. Was da scheinbar vom Himmel fällt, erweist sich schließlich als Gewölle - unverdaute Nahrungsreste, die von einigen Vogelarten ausgewürgt werden. Doch wer sind die Übeltäter?
Doch dann ein Verdacht
Am nächsten Morgen sitzen zwei prachtvolle Störche auf dem Giebel eines der Schlossdächer. Wie wohlarrangierte Giebelfiguren sehen sie aus. Einer rechts, einer links. Ein durchaus ungewohntes Bild, denn Störche gehören nicht gerade zu den gängigen Besuchern des Schlosses. Auch nicht in der Vergangenheit. Doch damit nicht genug. Von Tag zu Tag werden es mehr Störche auf den Dächern des Schlosses. Wie verabredet landen sie für zwei Wochen jeden Abend zwischen 18 und 19 Uhr und nehmen ihre Plätze ein. Aufgereiht wie an einer Schnur mit Blickrichtung Schlosshof. Nächtliche Ruhe legt sich über die Szenerie.
Auf Wiedersehen
Kurz nach Sonnenaufgang ist der Spuk vorbei. Einer nach dem anderem verlassen die Störche ihren besonderen Schlafplatz. So geht es gut zwei Wochen lang. Dann verschwinden die Störche so plötzlich, wie sie gekommen waren. Was übrig bleibt, sind unappetitlich weiß garnierte Dächer, Unmengen an Gewölle-Ballen im Schlosshof und die Hoffnung, dass sie eines Tages wiederkommen. Denn bisher waren sie aus unbekanntem Grund nur in diesem Sommer 2019 da.
Regina Thiede und Frank Schmidt teilen die Liebe zu Vögeln. Sie auf Schloss Colditz, er auf Schloss Rochlitz. Gemeinsam im Schlösserland Sachsen.
Weitere Teile unserer Reihe "Meet & Piep":
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