Kunst & Gut

Der Safe des Mittelalters - die Einbaumtruhe

Claudia Fiebach /

Einbaumtruhe aus der Kirche in Glasten bei Leipzig
Bei der hier vorgestellten Truhe handelt es sich um eines der ältesten Stücke der Burg Mildenstein. Bereits 800 Jahre hat sie überdauert und dabei nichts von ihrem imposanten Erscheinungsbild eingebüßt.

Aus einem Stück

Die Einbaumtruhe wurde, wie der Name schon verrät, aus einem kräftigen Eichenbaum geschlagen. Die Grundstruktur des Stammes ist noch klar erkennbar und lässt erahnen, wieviel Kraft und Geschick bei der Herstellung der Truhe erforderlich war. Durch das schwere Eichenholz liegt ihr Gewicht bei ungefähr 500 Kilogramm. Um sie zu transportieren, müssen mindestens vier starke Männer oder Frauen anpacken. Das war so gewollt, denn die Einbaumtruhe hatte eine besondere Funktion: sie sollte das Kirchenvermögen der Kirche in Glasten bei Leipzig vor Diebstahl und Fremdzugriff schützen – ein Safe des Mittelalters also.

 

 

Das Vier-Augen-Prinzip

Dieser „Gotteskasten“ bewahrt seit dem Mittelalter Geld und liturgische Kostbarkeiten wie Kelche, Gewänder und Kerzenleuchter, die beim Gottesdienst verwendet wurden, sicher auf. Vermutlich war eines der Fächer auch für wichtige Dokumente vorgesehen. Um das rechte Fach öffnen zu können, mussten zwei Schlösser aufgeschlossen werden. Die passenden Schlüssel hatten zwei Personen, so dass der eine Schlüsselinhaber den anderen beim Entnehmen des wertvollen Inhalts gut im Auge behalten konnte.

Vom Safe zur Antiquität

Im 19. Jahrhundert hatte die Truhe in Glasten ausgedient und wurde zwischen 1889 und 1892 dem Leisniger Geschichts- und Altertumsverein Leisnig übergeben. Heute gehört die Truhe zum Bestand der Burg Mildenstein und kann in der Hofstube des Herrenhauses in Augenschein genommen werden.

 

Claudia Fiebach zieht Online-Banking einer Einbaumtruhe vor. Nur beim gemeinsamen Naschen mit ihrer Tochter hält sie am Vier-Augen-Prinzip fest.


Letzte Änderung: 24.01.2020

Letzte Änderung: 24.01.2020

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