Königsmacher 1423

Eine digitale Ausstellung zum 600. Jubiläum der Verleihung der sächsischen Kurwürde an die Wettiner


Es begann im Jahr 1423. Vor nunmehr 601 Jahren wird Friedrich dem Streitbaren, dem damaligen Markgrafen von Meißen, die sächsische Kurwürde zugesprochen.                 

Wir blicken auf die Machtstrukturen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und stellen Fragen: Wie gelangen die Wettiner an die Kurwürde? Welche Bedeutung hat diese Standeserhöhung? Spüren wir heute noch Auswirkungen der damaligen Ereignisse? 

 

Ein Unglück und seine Folgen

Der Arme ist tot

Alles beginnt mit einem Unglück. Anfang November 1422 stirbt der amtierende sächsische Kurfürst, Albrecht III., genannt der Arme. Während eines Jagdausflugs in die Lochauer Heide bricht plötzlich Feuer im Turm aus, in dem er übernachtet. Der Kurfürst aus der Dynastie der Askanier entkommt den Flammen knapp. Wenige Tage später erliegt er aber seinen Verletzungen. Männliche Erben hinterlässt er nicht und so gilt seine Linie als ausgestorben. Die sächsische Kurwürde und das Herzogtum Sachsen-Wittenberg fallen in die Hände von König Sigismund (1368-1437) zurück. Der muss sie neu verleihen - der Wettstreit um die Nachfolge ist eröffnet!

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Wer waren die Askanier?

Die Säulen des Reiches

Das Wahlkönigtum

In den meisten Königreichen wird der Königstitel innerhalb der Herrscherfamilie weitervererbt. Der König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wird durch Wahl bestimmt. Mit Demokratie hat das jedoch nichts zu tun. Das Ritual der Königswahl geht auf germanisch-fränkische Traditionen zurück. Wer den römisch-deutschen König wählen durfte, war lange nicht genau festgelegt. „Das Volk“ war es jedenfalls nicht, sondern die Fürsten des Reiches. So finden auch Doppelwahlen statt, gefolgt von militärischen Machtkämpfen. 
Kaiser Karl IV. (1316-1378) schafft 1356 Rechtssicherheit und erlässt ein Gesetz, das den Ablauf der Wahl und die Wahlberechtigten festlegt: die sieben Kurfürsten. 

 

 

Die sieben Kurfürsten

Neben dem Recht zur Wahl des Königs haben die Kurfürsten auch wichtige zeremonielle Aufgaben. Jede Kurwürde ist mit einem sogenannten Erzamt verbunden, das den Hofämtern eines Fürstenhofs entspricht: Kanzler, Kämmerer, Marschall, Truchsess und Mundschenk. Bei gemeinsamen Auftritten mit dem Herrscher verrichten sie die Erzämter symbolisch und manifestieren so das Machtgefüge des Reichs.

 

 

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Warum eigentlich „Kur“?

Die Goldene Bulle

Die „Goldene Bulle“ ist ein Gesetzeswerk das die Wahl des römisch-deutschen Königs regelt. Erlassen hat es 1356 Kaiser Karl IV. Hier ist die Festlegung der sieben Kurfürsten getroffen. In sieben Exemplaren ist die Schrift erhalten. Sie gehören seit 2013 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

 

 

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Warum eigentlich "Bulle"?

Sigismund der Entscheider

König mit vier Kronen

Als Sigismund 1433 vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wird, ist er bereits vierfacher König. Neben der Krone als römisch-deutscher König verfügt Sigismund bereits über die ungarische Krone, erringt er die böhmische und wird König von Italien. Er selbst entstammt der Dynastie der Luxemburger. Über die Häuser seines Vaters, Karls des IV. und seiner Mutter, Elisabeth von Pommern ist er dynastisch mit ganz Europa verbunden. 

Das Heilige Römische Reich im Spätmittelalter

Das Heilige Römische Reich umfasst im 15. Jahrhundert weite Teile Mitteleuropas. Auf dem Gebiet werden rund ein Dutzend Sprachen gesprochen. Es ist kein Staat im heutigen Sinne, sondern ein lose organisierter Verbund aus einer Vielzahl von Herrschaftsgebieten unterschiedlicher Größe und Bedeutung. Deren Ausdehnung ist durch Kriege, familiäre Verbindungen, Erbteilungen oder Neuvergaben in stetem Wandel – und damit auch die inneren Machtverhältnisse des Reichs. 

 


 

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Lehnsrecht

Aber das von Sigismund beanspruchte Riesenreich ist von allen Seiten bedroht. Im Baltikum bedrängen Polen und Litauer die Ordensritter, entlang der kroatischen Küste breitet sich die Seerepublik Venedig immer weiter aus. Vor den Grenzen Ungarns stehen die Osmanen. Und nun die Hussiten. 

 

 

Die Hussiten

Als der tschechische Theologe und Reformator Jan Hus 1415 während des Konzils in Konstanz auf Befehl Sigismunds als Ketzer angeklagt und verbrannt wird, formiert sich in Böhmen Widerstand. Die Hussitenaufstände brechen aus. Papst Martin V. ruft auf Geheiß Sigismunds fünf Mal zum Heiligen Krieg auf. Zwischen den Jahren 1420 und 1433 sammeln sich Heere gegen die so genannten Ketzer. 
Die hochmotivierten Hussiten entwickeln neue Kampftechniken. Sie stellen sich nicht zur offenen Feldschlacht, sondern errichten blitzschnell Wagenburgen. Aus deren Schutz feuern sie mit leichten Kanonen auf die gepanzerten Reiter Sigismunds. Dessen Truppen nehmen die Prager Burg ein und Sigismund lässt sich im Veitsdom zum böhmischen König krönen. Die Stadt auf der anderen Flussseite bleibt den Hussiten.
 

Sigismund braucht Verbündete. Auch einen Kurfürsten, der ihm bei der Bewältigung seiner Probleme hilft. Drei Bedingungen muss er erfüllen: Militärisch erfolgreich sein, über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügen, um ein Heer aufzustellen und Sigismund politisch ergeben sein. Gerade gegen die Hussiten in Böhmen braucht der König einen treu ergebenen Mitstreiter an seiner Seite.

Die Kandidaten

Unmittelbar nach Albrechts Tod beginnt der Wettstreit. Vier Reichsfürsten bewerben sich um die Nachfolge. Wem wird König Sigismund das Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die Kurwürde vermachen? Was haben die Kandidaten zu bieten? Was könnte gegen eine Erhebung sprechen?
 

Friedrich I. von Brandenburg (1371-1440) Kurfürst von Brandenburg seit 1415 Ludwig III. (1378-1436) Pfalzgraf bei Rhein Erich V. (unbekannt-1435) Herzog von Sachsen-Lauenburg Friedrich IV. (1370-1428) Markgraf von Meißen

Wer steht zur Wahl?

Der Eigenmächtige

Friedrich I. stammt aus dem schwäbischen Geschlecht der Hohenzollern. Wenige Jahre zuvor, auf dem Konzil von Konstanz 1415, ist er mit der Mark Brandenburg und der Kurwürde belehnt worden. Für seinen Sohn Johann strebt er nun nach der sächsischen Kurwürde. Geschickt verheiratet er seinen Sohn mit einer Askanierin, deren Dynastie die sächsische Kurwürde inne hat. Für den Fall des Aussterbens der Askanier – durch Fehlen eines männlichen Nachkommens – meldet Friedrich seine Ansprüche an der sächsischen Kurwürde an. Zunächst mit Sigismunds Einverständnis, doch ihr Verhältnis verschlechtert sich… 

 

 

 

 

Als Friedrich Ende 1422 erfährt, dass Albrecht der Askanier tot ist, schreitet er zur Tat. Er verlässt den Kreuzzug gegen die Hussiten und damit den Auftrag des Königs und besetzt eigenmächtig das vakante Herzogtum Sachsen-Wittenberg.

 

Ludwig III. reist persönlich an den Königshof nach Preßburg, heute Bratislava. Vermutlich um Sigismund seine Integrität zu beweisen und die Bewerbung nachdrücklich vorzutragen.

Der Selbstbewusste

Ludwig Pfalzgraf bei Rhein ist ein echtes Schwergewicht. Er gehört zu den mächtigsten Fürsten im Reich. Als Reichsverweser und Reichsrichter dient er König Sigismund in wichtigen Positionen. Wie Friedrich I. von Brandenburg will auch er seinen Sohn zum neuen Herzog von Sachsen machen. Doch steht er in wichtigen Fragen in Opposition zu Sigismund. 

 

 

Der Loyale

Friedrich IV. ist ein treuer Gefolgsmann Sigismunds. Regelmäßig stellt er große Truppenkontingente für die Kriegszüge des Königs. Allein 1422 waren es 3.000 Mann für den Kreuzzug gegen die Hussiten. Außerdem gelang seinen Truppen der einzige Sieg gegen die hussitischen Kämpfer. Sein Territorium gilt als eines der reichsten in Mitteldeutschland.

 

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​​​​​Die Schlacht bei Brüx am 5. August 1421

Auch Friedrich IV. reagiert nach Albrechts Tod rasch. Er sendet seinen Obermarschall als Unterhändler nach Preßburg. Dieser absolviert die etwa 500 km lange Strecke in nur 10 Tagen. Im Gepäck: reichlich gute Angebote, die ihn dem König als neuen sächsischen Kurfürsten schmackhaft machen sollen.

Erich V. legt eine Urkunde vor, in der Sigismund den Erbvertrag von 1376 bestätigt haben soll. Es stellt sich heraus, dass diese Urkunde ohne das Wissen des Königs von dessen Kanzler ausgestellt wurde.

Der Betrüger

Herzog Erich V. ist wie der verstorbene Albrecht III. Askanier. Seit der Teilung 1296 gibt es Sachsen-Wittenberg und Sachsen Lauenburg. Beide Linien konkurrieren um die Kurwürde - die Wittenberger mit Erfolg. Vereinbart ist jedoch, dass beim Aussterben der einen Linie die andere das Erbe antritt. Diesen Anspruch macht Erich V. geltend und führt mächtige Verbündete ins Feld: den Papst und den König von Dänemark. Das kann Sigismund nicht gefallen: eine Einmischung in Reichsangelegenheiten von außen. 

 

 

Die Entscheidung

Schnell kommt Sigismund zu einer Entscheidung. Bereits am 6. Januar 1423 stellt er die Belehnungsurkunde über das Herzogtum Sachsen und die Kurwürde für Friedrich den Streitbaren aus. 

Der König begründet die Entscheidung: eine Familie soll nicht zwei Kurfürstentümer besitzen. Auch die Erbansprüche des Herzogs von Lauenburg lehnt er ab.
Friedrich, Markgraf von Meißen, genannt der Streitbare, scheint der perfekte Kandidat. Die Wettiner sind noch ohne Kurwürde. Sein Herrschaftsgebiet grenzt unmittelbar an Böhmen. Streitpunkte mit dem König hat er nicht. Und vor allem: Friedrich kann Truppen gegen die hussitischen Feinde Sigismunds aufbieten.
 

Waffen statt Währung

Der Wettiner zahlt einen hohen Preis für die Kurwürde. Zunächst bietet er dem König die gewaltige Summe von 200.000 Gulden. Doch Sigismund will kein Geld, er will Truppen. Friedrich erklärt sich bereit 2.000 Spieße und 2.000 berittene Schützen für den Krieg bereitzustellen. Um das zu finanzieren muss er im Laufe des Jahres 1423 zahlreiche Ländereien verpfänden und sich Geld leihen. 

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Was ist mit „Spieße“ gemeint?

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Wer waren die Geldgeber?

Friedrich der Streitbare (1370-1428), ist Markgraf von Meißen. Sein Territorium grenzt an das Herzogtum Sachsen-Wittenberg, dessen Kurwürde seit 1422 vakant ist. Für Sigismund ist es interessant, weil sein Herrschaftsgebiet unmittelbar an Böhmen grenzt und es ein Puffer gegen die anstürmenden Hussiten sein kann. Außerdem kann er einen der seltenen militärischen Erfolge gegen die Hussiten vorweisen, bei Brüx 1421. Eine attraktive finanzielle Ressourcen ist der Silberbergbau im Erzgebirge. 

Die Wettiner

Die Wettiner gehörten als Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen um 1420 zu den mächtigsten Fürstengeschlechtern des Reiches. In den vorangegangenen 100 Jahren war es ihnen gelungen, ihren Machtbereich in Mitteldeutschland umfangreich zu vergrößern. Zudem bauten sie über Heiratsverbindungen und geschickte Politik eine enge Verbindung zum Kaiserhaus auf. Aus dieser starken Position heraus, konnte Friedrich IV. 1423 nach der Kurfürstenwürde greifen.

Mit göttlichem Beistand

Wir wissen von einer Wallfahrt, die Fürst und Fürstin im November des Jahres 1420 zum wundertätigen Marienbild – Unsere Liebe Frau –  in der gleichnamigen Ebersdorfer Kirche führt. Bitten sie die Gottesmutter um Beistand gegen die Hussiten? Oder stiftet das Herrscherpaar der Gottesmutter zum Dank für ihre Unterstützung den Altar? Die reich ausgestatteten Figuren vertreten – wie in einem immerwährenden Gebet – die Stifter. Ob ihre Gesichter tatsächlich so oder ähnlich aussahen, wissen wir nicht.

Die Wallfahrtskirche (heute die Stiftskirche Chemnitz-Ebersdorf) ist in den kriegerischen ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts befestigt worden. An diesem Ort ist der eindringliche Wunsch der Menschen nach göttlichem Segen und Schutz erfahrbar. Geistliche vermitteln zwischen irdischen Bedürfnissen und göttlicher Gnade. Zugleich zeigen sich die Mächtigen – für Zeitgenossen leicht erkennbar an ihren Kronen und den überaus reichen Gewändern.

Es ist amtlich

Die Belehnungsurkunde

Die Urkunde ist nur vorläufig und mit Auflagen verbunden. Erst mit einer offiziellen Zeremonie wird sie voll wirksam. Doch diese Zeremonie wird erst über zwei Jahre später vollzogen.

Zeit des Übergangs

Die Lehensurkunde macht Friedrich IV. zum Kurfürsten. Doch erst eine öffentliche Zeremonie in Anwesenheit des Königs macht die Übertragung rechtskräftig. Bis dahin sollte es noch zwei Jahre dauern. Diese Zeit nutzt Friedrich um seinen Verpflichtungen nachzukommen und schwelende Konflikte auszuräumen.

Die Übernahme des Herzogtums Sachsen

Friedrich will sein neues Territorium in Besitz nehmen, doch gibt es da noch ein Problem. Der Kurfürst von Brandenburg hält es mit seinen Truppen besetzt. Der König sagte Friedrich dem Streitbaren Unterstützung gegen den Besatzer zu. Am Ende lösen nicht Waffen, sondern Geld das Problem. Der Kurfürst von Brandenburg wird üppig entschädigt und verzichtet gegen eine Zahlung von 3000 Gulden auf seinen Anspruch. Friedrich der Streitbare kann nun in Sachsen einziehen.

Die Akzeptanz der Kurfürsten

Allein zwei der sechs anderen Kurfürsten sind direkte Konkurrenten Friedrichs um die Kurwürde gewesen. Würden sie ihren neuen Mitfürsten akzeptieren? Um das herauszufinden begibt sich Friedrich der Streitbare Anfang 1424 nach Bingen, wo die Kurfürsten zusammentreffen. Ein Drahtseilakt, denn einerseits gelingt es ihm, Aufnahme in das Kurfürstenkollegium zu finden andererseits trägt er die gegen den König gerichteten Beschlüsse des Gremiums mit und reiht sich so in die Opposition gegen Sigismund ein.

Der Zug nach Ofen

Um König Sigismund nicht gegen sich aufzubringen, hält sich Friedrich der Streitbare in den nächsten Monaten zurück. Um die Kurfürstenwürde nun rechtskräftig zu erlangen, begibt er sich mit großem Gefolge im Sommer 1425 nach Ofen (Buda), an den Hof König Sigismunds. Friedrich schwört Sigismund Treue und Ergebenheit. Man schließt Bündnisvertrag gegen die Hussiten. Außerdem verspricht Friedrich dem Schwiegersohn Sigismunds, Herzog Albrecht von Österreich, bei der nächsten Königswahl seine Kurstimme.

Die Belehnungszeremonie

Am 1. August 1425 wird in Ofen die Belehnung Friedrichs des Streitbaren mit dem Herzogtum Sachsen und der Kurwürde vollzogen. Bei der Zeremonie werden dem neuen Kurfürsten auch die Insignien des Amtes feierlich übergeben, darunter das Kurschwert.

 

 

Das Schwert von Kurfürst Friedrich I. von Sachsen

Das Schwert mit dem dem Königlichen Adler Sigismunds und dem ungarisch-böhmischen Wappen auf dem Knauf befindet sich heute in der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. In einem Inventar von 1469 wird es erstmals als „kurswert“ aufgeführt. Es gehört zu den wichtigen Insignien der Kurfürstenmacht.

 

 

Die neue Würde

Mit der Verleihung der sächsischen Kurwürde rücken Friedrich I. und seine Nachfolger in diesen Zirkel der Mächtigsten des Reichs auf. Sie bestimmen fortan mit, wer König wird, und werden als weltliche Kurfürsten selbst zu potenziellen Kandidaten für dieses Amt. Neben dem vornehmsten Recht – der Königswahl – ist die Kurwürde mit einer Reihe von Privilegien, Rechten und Pflichten verbunden.

Der Kurornat

Als Ornat wird eine festliche Amtstracht bezeichnet. Als Kurfürst verfügte Friedrich nun über das Recht eine exklusive Kleidung zu tragen. Farbgebung und edle Materialien sind sichtbarer Ausdruck der herausgehobenen Stellung der Kurwürde. Zum Kurornat gehören der Mantel, Kragen und Hut. Sie werden bei öffentlichen Anlässen, wie zum Beispiel Reichstagen oder der Königswahl, getragen.

Der Mantel reichte bis auf den Boden. Er ist aus wertvollem karmesinrotem Seidensamt gefertigt, ärmellos und hat keinen Vorderschluss. Die Verbrämungen – die Ränder des Mantels - sind mit Hermelinpelz besetzt.Der breite Kragen wird wie der Mantel über den Kopf gestreift. Er besteht ebenfalls aus Hermelinpelz.Der halbhohe Hut ist aus demselben Material wie der Mantel gefertigt und mit einem breiten Hermelinaufschlag verziert.

Der Kurornat Friedrichs ist nicht mehr erhalten. In seinem Nachlassinventar ist er jedoch belegt: „dy cleydere, dy zcur kore gehoren“ – die Kleider, die zur Kur gehören. Der Kurornat hatten so große symbolische Bedeutung, dass er bei der Begräbnisfeierlichkeit Friedrichs des Streitbaren der Bahre vorangetragen wurden.


Dem Kurhut kommt eine besondere Bedeutung zu. Er macht den besonderen Rang seines Trägers weithin sichtbar. Nicht selten krönt er in Darstellungen das kursächsische Wappen. Die meisten der aufbewahrten Kurornate werden im Laufe der Zeit durch Insektenfraß zerstört. 
 

Das Recht Goldmünzen zu prägen

Im Heiligen Römischen Reich wird das Recht Münzen zu prägen durch den König an einzelne Fürsten oder Städte verliehen. Die „Goldene Bulle“ weist allen Kurfürsten das ausdrückliche Privileg zu, „Gold- und Silbermünzen zu schlagen und schlagen zu lassen“.

 

 

Der Reichsvikar

Dem Herzog von Sachsen kam unter den Kurfürsten eine besondere Rolle zu. Im Zeitraum zwischen dem Tod des alten Königs und der Neuwahl übernimmt der Herzog von Sachsen im Geltungsbereich des sächsischen Rechts – also vornehmlich in den Gebieten, die heute im Norden Deutschlands liegen – das Amt des Reichsvikars. Damit ist er  Stellvertreter des Königs. Die umfangreichen Rechte werden auch genutzt, um verdiente oder zahlungskräftige Gefolgsleute in den Adelsstand zu erheben.

Taler „Reichsvikariat Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen“

 

Die Münze zeigt den leeren Thron des Königs, auf dem die Reichsinsignien liegen. Das Bild symbolisiert das Amt des Reichsvikars. Die Münze erinnert an das Reichsvikariat Kurfürst Friedrich Augusts II., dass er nach dem Tod Kaiser Karls VI. bis zur Krönung Karls VII. von Oktober 1740 bis Februar 1742 ausübte.

 

 

Wappen des Reichserzmarschalls

Die gekreuzten roten Schwerter des Reichserzmarschalls verweisen auf die ursprüngliche Funktion eines Anführers der wichtigsten militärischen Gattung, der Reiterei. Sie sind auf einem geteilten Schild in Schwarz und Silber abgebildet. Im Spätmittelalter beinhaltet das Amt des Reichserzmarschalls nur noch die Ausführung zeremonieller Symbolhandlungen im Rahmen reichspolitischer Inszenierungen.

 

 

Was ist geblieben?

Der Name „Sachsen“

Die Kurwürde der Wettiner ist an den Besitz des Herzogtums Sachsen geknüpft. Während der Name „Sachsen“ Bestand hat, wandelt sich das unter dem Begriff zusammengefasste Gebiet vielfach im Laufe der Geschichte. 

 

 

Das Wappen

Mit der Herrschaft über das Herzogtum Sachsen und der Kurwürde übernehmen die Wettiner nun auch die Wappen ihrer neuen Herrschaft: das mit Schwarz und Gold geteilte des Herzogtums Sachsen mit dem grünen Rautenkranz sowie die gekreuzten Schwerter des Reichserzmarschalls. Später werden diese nun wichtigsten Symbole zu einem gemeinsamen kursächsischen Wappen verschmelzen. Bis heute haben beide Wappen eine Bedeutung im Freistaat Sachsen.

Das Wappen des Herzogtums Sachsen zeigt einen Schild mit schwarzen und goldenen Querstreifen, über die sich ein grüner Rautenkranz wölbt. Es entstand in der Herrschaftszeit der Askanier. Seit 1918 ist dieses Wappen das offizielle Landeswappen des Freistaates Sachsen.

 

Meißner Schwerter

Die gekreuzten Schwerter sind auch lange nach dem Ende des Kurfürstentums in Sachsen zu finden. Ab 1722 werden sie zur Kennzeichnung des auf der Albrechtsburg hergestellten Meissener Porzellans verwendet. Sie sind damit eines der ältesten Markenlogos der Welt.

 

 

Die Grablege im Meißner Dom

Die Neuanlage der wettinischen Grablege vor dem Westzugang in den Meißener Dom ist eine Machtdemonstration. Die so genannte Fürstenkapelle wurde bereits vor der Rangerhöhung vorbereitet und angelegt. Das zentrale Hochgrab mit der Darstellung Friedrich des Streitbaren als Kurfürst dominiert den Raum. Der Figurenschmuck in Höhe der Fenster nimmt Bezug auf den Tag der Heiligen Drei Könige, den 6. Dezember. An diesem Tag im Jahr 1423 ist die Belehnungsurkunde für Friedrich als Kurfürsten ausgestellt worden.  

 

 

Das Kleinodiengemach in der Albrechtsburg

Friedrich der Streitbare ist im Januar 1428 in Altenburg verstorben. Das Kurschwert ist im festgehaltenen Nachlass Friedrichs allerdings nicht verzeichnet. Das wertvolle Würdezeichen, das nur bei höchsten repräsentativen und zeremoniellen Anlässen getragen wurde, braucht einen sicheren Ort der Verwahrung. In der Albrechtsburg ist bis heute das sogenannte Kleinodiengemach erhalten. Naheliegend ist, dass sich das Schwert zum Zeitpunkt von Friedrichs Tod an diesem Ort befand.