Rekonstruierte historische Bauelemente
Im September 2021 berichtete ich über den Erker, der damals neu angebaut wurde, aber der neue Giebel überragt ihn noch an Größe und Pracht. Und er stellt alle anderen Giebel, die auf dieser Seite des Schlosses zu sehen sind, fürs erste in den Schatten.
Im Schloss der Kurfürst - vor dem Schloss sein Beamter
Das Haus stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert, aber es war nach dem Auszug der letzten Mieter um das Jahr 2000 fast am Zusammenfallen, die Wände instabil, der Dachstuhl am Zerbröseln. Bei den Überlegungen zu historischen Fassungen setzte sich unser Bauforscher Thomas Schmidt mit seinem Vorschlag durch, das Haus wieder zu einem dem Schloss würdigen Entree umzugestalten. Denn das Haus gehörte als Wohnsitz hoher kurfürstlicher Beamter immer zum Ensemble dazu. Wir nennen es meistens Schleinitzhaus, weil ein Herr von Schleinitz es vor 300 Jahren einmal bewohnte. Die Colditzer nennen es Labor, weil sich dort die Labore des Krankenhauses befanden.
Ein Staffelgiebel aus dem 16. Jahrhundert
Vorlage des Staffelgiebels ist die Zeichnung von Wilhelm Dilich aus dem 17. Jahrhundert. Sie bildet die runden Giebelsegmente ab. Nur daraus und aus dem Wissen um die zeitgenössischen Bauweisen erarbeitete der Bauforscher die Vorlagen der Rekonstruktion. Denn um 1800 wurde der Giebel schon wieder abgerissen und ist uns fotografisch nicht überliefert.
Blütenweiß
Das Ergebnis lässt uns staunen. Wie ein schneeweißer Schwan thront der Giebel über der Stadt Colditz und bringt mit seinen Rundbögen einen neuen Klang in die Vielzahl von Schmuckgiebeln aus 500 Jahren Schlossgeschichte an diesem Standort.
Regina Thiede ist Museumsmitarbeiterin, freut sich über die Rettung des alten Hauses und würde in seinen kühlen Mauern gerne die Sammlungsdepots des Schlosses unterbringen.
