Gartenkunst

Bienen auf der Burg

Ein Interview mit Imkerin Paula Schiller

Alina Sikorski /

Honigbiene auf einer weißen Blüte
Wie viel Honig produziert ein Bienenvolk? Welche Gefahren gibt es für Bienen? Und wie können wir sie schützen? Zum Weltbienentag haben wir Imkerin Paula Schiller ein paar Fragen gestellt. Dank ihr gibt es seit drei Jahren Bienenstöcke auf Burg Mildenstein.

Die Workaholics der Bestäuber

Am 20. Mai ist Weltbienentag. Seit 2018 soll der Aktionstag das Bewusstsein für die Bedeutung von Bienen und der Bienenzucht schärfen. Ein Tag, der von Jahr zu Jahr wichtiger wird.

Bienen gehören zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern der Welt. Für die Artenvielfalt der Pflanzen sind sie unerlässlich, da sie zur Fortpflanzung nicht nur beitragen – sondern diese vielfach erst ermöglichen. Da Honigbienen als Volk überwintern, kommt ihnen eine Sonderstellung unter den bestäubenden Insekten zu. Schon im Frühjahr nehmen sie ihre Arbeit auf, wenn wichtige Kulturpflanzen blühen. 

Imkerei im Burggraben

Dank Paula Schiller haben die fleißigen Bestäuber auch ein Zuhause auf Burg Mildenstein gefunden. Die junge Imkerin hat in der Außenanlage der Burg Bienenstöcke aufgestellt. Von dort schwärmen die Honigbienen aus, um Nektar einzusammeln. Den gewonnenen Blütenhonig gibt es im Museumsshop der Burg zu kaufen. Wir wollten es noch etwas genauer wissen und haben Paula ein paar Fragen gestellt: Zur Imkerei, dem Honig und der Biene an sich.

Wissensportal: Paula, wie bist du zur Imkerei gekommen?

 

Meine Mutter hatte mit der Imkerei angefangen, dabei habe ich sie schon unterstützt. Als ich dann selbst Landwirtschaft studiert habe, wurde die Bienenhaltung als Wahlpflichtmodul angeboten. Dort hat man andere Techniken und Vorgehensweisen gelernt – und ich habe gesagt: es muss ein eigenes Volk her.

 

 

Wie viel Honig produzieren die Bienen denn in einem Jahr?

 

Ich lege mich da immer schwer auf eine Zahl fest. Das erste Volk hier ist relativ schwach. Das produziert nicht so viel Honig wie das daneben, das ich schon mehrere Jahre habe. Letztes Jahr hatte ich aber ein Problem mit der Königin des Volkes, das mindert natürlich den Honigertrag. Auch auf das Wetter kommt es an. Durchschnittlich können zwischen 20 kg und 30 kg Honig pro Volk geerntet werden.

Gibt es neben dem Klima noch andere Einflüsse auf die Bienen, wie z.B. Pestizide?

Ja, bei Pestiziden müssen wir speziell auf die Insektizide eingehen, weil diese gegen Insekten wirken. Da ich hauptberuflich in der Landwirtschaft tätig bin, ist es mir wichtig zu sagen, dass dort sehr darauf geachtet wird. Es wird nachts gespritzt und aufgepasst, dass während der Blüte nur im äußersten Fall gespritzt werden muss, vor allem bei Insektiziden. Jedes Mal, wenn eine Spritze über das Feld fährt, ist das nicht automatisch etwas gegen Insekten. Das kann auch Pilze oder Unkräuter betreffen oder es sind Nährstoffe, die aufs Feld ausgebracht werden. 

Aber ein weltweites Bienensterben ist schon länger Thema. Was sind deiner Meinung nach Ursachen dafür?

 

Die Ursachen sind unglaublich vielfältig. Es hängt aber vor allem mit der Verminderung des Lebensraumes zusammen. Wir müssen bei der Betrachtung der Bienen nicht nur auf die Honigbiene eingehen, es gibt auch zig Arten an Wildbienen. Hierbei sind sicherlich auch noch nicht alle Arten bekannt.

 

Es gibt eine spezielle Wildbienenart, die heißt „zweifarbige Schneckenhausbiene“. Sie ist die Wildbiene des Monats Mai 2023. Diese nistet nur in leeren Schneckenhäusern.

Haben Honigbienen als fleißige Bestäuber einen besonders großen Einfluss auf Biodiversität?

Alle Bienen haben einen Einfluss darauf. Die Honigbiene ist durch die Medien und die Imkerei zur Stellvertreterin geworden. Sie ist äußerst effektiv im Bestäuben, denn sie ist „blütenstetig“. Das heißt, sie konzentriert sich beim Trachtflug auf die Blüten einer Pflanzenart. Das hat für alle Landwirte im Obstbau eine große Bedeutung. Wir wollen ja, dass alle Apfel- oder Kirschbäume bestäubt werden. Für die Erhaltung der biologischen Vielfalt spielen auch Wildbienen eine große Rolle. Nicht jede Blüte kann von jeder Biene bestäubt werden. Es gibt Wildbienen, die bestäuben bloß Korbblütler, weil sie einen anderen Körperbau haben als die Honigbiene.

 

Und wie sind deine Bienen auf die Burg gekommen?

 

Remo Stäglich, der Eventmanager von Burg Mildenstein, hatte die Idee zu den Burgbienen. Er ist an den Imkerverein in Leisnig herangetreten und der Kontakt zu mir wurde hergestellt. So sind wir zusammengekommen. Ich hatte erst zwei Völker, jetzt sind es vier – und der Standplatz ist voll. 

Siehst du Vorteile der Bienenvölker für Burg Mildenstein?

 

Der positive Effekt liegt definitiv im Bestäuben der Pflanzen. Es ist auch eine interessante Sache für Besucher, sich die Bienenstöcke und Honigproduktion ansehen zu können. Manche Menschen wissen nur leider nicht, dass sie auf Bienen allergisch sind – das kann schnell gefährlich werden. Ich bin generell offen für Führungen, aber nur in kleinen Gruppen und mit Schutzanzug. 

Wie kann man im Gegenzug die Bienen effektiv schützen? 

Man kann das auf jeden Einzelnen herunterbrechen. Jeder, der einen Garten oder auch nur eine Fensterbank hat, kann etwas für den Insektenschutz tun. Zum Beispiel auf den Anbau von heimischen Pflanzen achten, Sträucher setzen, in denen Wildbienen nisten können oder einen Steinhaufen anlegen. Zu meiden sind sehr gepflegte „englische“ Rasen – da hat eine Wildbiene nicht viel Platz zum Nisten und es gibt wenig Nektar oder Pollen zu holen.

Das heißt, je vielfältiger der Garten ist, desto wohler fühlen sich die Bienen?

Letztendlich ist es so. Ich will nicht sagen, ein nicht so „aufgeräumter“ Garten – aber das beschreibt es ganz gut. Durch alles, was wir Menschen verändern, z.B. Flächenversieglungen durch große Industriebauweisen, schränken wir immer einen Lebensraum ein. Das ist das, was wir in den Gärten zurückgeben können.

Vielen Dank für das Gespräch, Paula. Wir wünschen dir und den Mildensteiner Burgbienen einen guten Sommer.

 

... noch mehr Wissenswertes gibt es auf der Website des Weltbienentags.

Imkerin Paula Schiller ist guter Hoffnung auf einen erfolgreichen Sommer ihrer fleißigen Bienen. Für den exklusiven Honig gilt trotzdem: nur solange der Vorrat reicht.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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