Histories

Skelettfund unterm Fußboden Teil 2

Claudia Fiebach /

Foto eines Skeletts
Es ist schon eine Weile her, dass die Schlagzeile "Skelett unterm Fußboden" im Sächsischen Tageblatt veröffentlicht wurde. Nichtsdestotrotz beschäftigt sie uns noch heute. In einer losen Serie berichten wir in unserem Blog von diesem Fund, den Rätseln darum und den möglichen Antworten.

Die Fundsituation

1965 wurden in der Burgkapelle der Burg Mildenstein Überreste einer weiblichen Person und eines Säuglings gefunden. Grabbeigaben, Reste textiler Kleidung, eine sargähnliche Umrandung? Fehlanzeige! Schauen wir uns die Fundsituation genauer an.

Nach dem Fundbericht des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden wurde das Skelett in der Nord-Ost-Ecke der Kapelle gefunden (siehe Zeichnung). Die Person wurde auf den Rücken liegend bestattet und lag fast parallel zur Nordmauer der Kapelle. Es gab nur eine geringe Abweichung von 10° von Ost nach Süd. Die Überreste befanden sich unmittelbar unter dem Ziegelplattenfußboden, der wohl zwischen 1400 und 1500 in die Kapelle eingebracht wurde. Der Schädel wies noch Mörtelreste vom Fußbodeneinbau auf.

 

 

Die Archäologen konnten keine besondere Vertiefung oder Herrichtung eines Totenbettes entdecken – wer war also diese rätselhafte Person, die hier bestattet wurde?

Die Seele soll geschützt werden

Im Mittelalter war es nur Geistlichen oder Adligen vorbehalten, sich in der Nähe des Altars bestatten zu lassen. Damit erhoffte man sich, sein Seelenheil zu sichern und göttlichen Schutz zu erhalten.

 

Die Lage des Skeletts ist insofern interessant, da die Bestattung nicht direkt vor dem Altar stattfand, sondern seitlich an der nördlichen Längsmauer. Untersuchungen am Mauerwerk haben ergeben, dass in der Nähe des Fundbereiches ein Eingangsportal vorhanden war. Deutet das auf einen heute nicht mehr ganz nachvollziehbaren Sinneszusammenhang hin? Lässt sich die Portalschwelle als Eintritt in göttliche Gefilde interpretieren und wählte man diese Stelle bewußt als Grab aus?

 

Wohl eher nicht. Denn wann dieses Portal eingesetzt und später auch wieder verschlossen wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Es ist durchaus denkbar, dass zum Zeitpunkt der Beisetzung kein Eingang an der Nordmauer vorhanden war. Entscheidend für eine Bestattung in einer Kapelle oder Kirche war, die Nähe zum Altar und den heiligen Skulpturen, die Fürbitte für die/den Verstorbenen leisten konnten. 

Was lässt sich über die myteriöse Bestattung noch in Erfahrung bringen?

Weiter geht´s hier im Teil 3

Claudia Fiebach ist Museologin auf Burg Mildenstein und geht den Dingen gern auf den Grund.

 

Mehr aus der Reihe

Wer mehr zur Vorgeschichte erfahren möchte, der findet hier Teil 1


Letzte Änderung: 24.01.2020

Weitere Artikel