Histories

Skelettfund unterm Fußboden Teil 3

Claudia Fiebach /

Foto eines Skeletts
Es ist schon eine Weile her, dass die Schlagzeile "Skelett unterm Fußboden" im Sächsischen Tageblatt veröffentlicht wurde. Nichtsdestotrotz beschäftigt sie uns noch heute. In einer losen Serie berichten wir in unserem Blog von diesem Fund, den Rätseln darum und den möglichen Antworten.

Burgfräulein mit Säugling

Lange Zeit verselbstständigte sich die Geschichte um das in der Kaplanstube ausgestellte Skelett. So wurde die Legende entwickelt und weitergetragen, dass es sich bei den menschlichen Überresten um ein junges Burgfräulein gehandelt haben soll, welches mit ihrem Säugling in der Kapelle bestattet wurde. 2018 war es an der Zeit, sich mit dem Thema mittels Recherchen und moderner Methoden fundierter zu befassen. Das Skelett wurde aus der Dauerausstellung entfernt und erste wissenschaftliche Untersuchungen beauftragt.

Die Vorbereitung

Um das Skelett auszustellen, wurde es in den siebziger Jahren auf einer Bodenplatte fixiert. Damit die Fundsituation angedeutet werden konnte, fügte man kleine Steinchen und Bodenablagerungen hinzu: wirkungsvoll für die Ausstellung – hinderlich für eine Untersuchung. Mühevoll und mit viel Geduld lösten zwei beauftragte Restauratorinnen Knochen für Knochen von der Trägerplatte. Dazu wurden die Überreste vorsichtig mit Pinseln und Saugern von Staubablagerungen befreit. Die Untersuchung konnte beginnen.

Unglaubliche Erkenntnis

Frau Dr. Bettina Jungklaus hat als renommierte Anthropologin schon viele Skelette gesehen und Knochen, Zähne, Schädel unter die Lupe genommen. Nach ihrem ersten Blick auf das Skelett die erste überwältigende Einschätzung: „Das es sich hierbei um ein männliches Skelett handelt, kann ich Ihnen gleich sagen. Das sieht man sehr gut am Becken.“ WOW! Das sitzt! Binnen weniger Sekunden löst sich die Legende vom Burgfräulein in Luft auf und macht Platz für eine neue faktenbasierende Variante. Vor uns liegt ein Mann, dessen Überreste uns noch einiges erzählen werden.

 

 

In der Vergangenheit verschwunden

Doch wie verhält es sich denn nun mit dem angeblichen Säugling? Nun ja, wie aus Schriftstücken zwischen dem Kreismuseum Burg Mildenstein und dem Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden aus dem Jahr 1977 hervorgeht, waren die kleineren Skelettteile „vergangen“ oder auch verschwunden. Selbst Detailaufnahmen davon waren offensichtlich nicht gemacht worden, so dass eine Begutachtung dieser Überreste nicht mehr möglich ist. Da aber nun mit Sicherheit von einem männlichen Skelett ausgegangen werden kann, scheint die Beziehung zu einem Säugling mehr als fragwürdig. Viel eher kommt in Betracht, dass es sich um einen Vogel gehandelt haben könnte. Vielleicht ein Falke als Statussymbol, als Herrschaftszeichen. Laut Fundbericht von 1965 befanden sich die kleineren Knochen in der Nähe des rechten Armes. Frau Dr. Jungklaus würde die Grabbeigabe eines Jagdvogels nicht ausschließen. Aber wie so oft, heißt es auch hier: Sicher ist, dass nichts sicher ist.

 

Wer mehr zur Vorgeschichte erfahren möchte, der findet hier Teil 1 und zu Teil 2 der Serie zum Mildensteiner Skelettfund.

Claudia Fiebach ist Museologin auf Burg Mildenstein und geht den Dingen gern auf den Grund.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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