Kunst & Gut

Lieblingsobjekt: Die Spindlerkommode der Sammlung Groß

Falk Schulze /

Das Schlüsselloch der Kommode, verziert mit goldenen Beschlägen.
Über 250 Jahre alt, aus edlem Holz und mit bronzenen Verzierungen versehen. Das ist die Spindlerkommode, Lieblingsobjekt von Museologe Falk Schulze. Er erzählt wie die Kommode und eine ganze Kunstsammlung auf die Burg Gnandstein kam.

Die Sammlung

Am 17. Juni 2004 war es soweit: im Beisein des sächsischen Finanzministers Dr. Horst Metz und Frau Margarete Groß aus Erlangen wurde die Sammlung Groß als Schenkung an den Freistaat Sachsen übergeben werden. Ein Objekt dieser Sammlung ist die Spindlerkommode.

Über ein Jahr vorher war es zwischen Mitarbeitern des Staatsbetriebes „Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen“ und Frau Groß, Witwe des 1969 verstorbenen Prof. Dr. med. Kurt Adolf Groß, zum Kontakt und wenig später zu einem ersten Treffen im Erlangen gekommen. Schon der erste Eindruck der Sammlung war überwältigend. Frau Groß lebte quasi in einem Museum. Besonders die Vielzahl von Gemälden, mittelalterlichen Plastiken und historischem Mobiliar waren zutiefst beeindruckend. Frau Groß beabsichtigte ihre Wohnung aufzugeben und wollte, dass die Kunstsammlung Ihrer bzw. der Vorfahren ihres verstorbenen Mannes als geschlossene Einheit auch einem größeren Publikumskreis zugänglich gemacht werden sollte.

 

In Anbetracht des Ursprunges der Sammlung kam an eine Präsentation in Sachsen, möglicherweise in der Nähe von Leipzig in Frage. Denn die Familie Groß stammte ursprünglich aus der Region. Im Zuge der Befreiungskriege siedelte sie nach Bayern über. Im Gepäck eine bereits bestehende Sammlung an Kunstwerken. 

Die Nähe zu Leipzig war auf Burg Gnandstein gegeben und so kam es schließlich im März 2004 zur Unterzeichnung des Schenkungsvertrages. Über 300 Kunstgegenstände im Wert von ca. 1,5 Mio. Euro gingen in den Besitz des Freistaates Sachsen über und wurden nach Gnandstein überführt. Mit dem Innenausbau großer Teile der Burg Gnandstein im Jahr 2005 entstanden umfangreiche Räumlichkeiten für die Sammlung. Seitdem kann ein Großteil der Stücke im Museum betrachtet werden.

Die Kommode

Die Spindlerkommode wurde von der berühmten Möbeltischlerfamilie Spindler geschaffen und wird in die Zeit um 1760 datiert. Diese Familie war in dieser Zeit im Hohenzollernschloss Bayreuth tätig. Das Möbelstück ist verziert mit reichen Einlegearbeiten aus verschiedenen, zum Teil exotischen Holzstücken, die bündig aneinandergelegt werden. Diese Technik, die sogenannte Intarsie, beherrschte diese Künstlerfamilie hervorragend. Sie sehen hier eine äußerst naturalistische, florale Darstellung, die sich in dieser Zeit großer Beliebtheit erfreute.

 

Niemand geringeres als die Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth – besser bekannt als Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, Lieblingsschwester von Friedrich II., brachte ihrem Bruder diese Möbel näher. So sind auch Spindler-Möbel im neuen Palais in Potsdam zu finden.

 

Die geschwungene Form des Corpus und die ausgestellten mit Messingbeschlägen verzierten Beine sind noch dem französischen Geschmack des Rokoko verhaftet während sich bei den runden Beschlägen an den einzelnen Schüben schon die Idee des Klassizismus ankündigt.

 

 

Mehr Informationen zur Sammlung Groß auf dem Wissensportal und zur Kommode auf museum-digital.

Falk Schulze ist Museologe auf Burg Gnandstein und freut sich, dass die Burg mit der Sammlung Groß ordentlich aufgemöbelt wurde. 


Letzte Änderung: 24.01.2020

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