Histories

Ein königlicher Pudel

Lotta Borkhardt /

Familienbild der königlichen Familie mit Hund Rappo
Noch angenehmer als das Leben des Königs selbst, dürfte das seines Lieblingshundes gewesen sein: des schwarzen Pudels Rappo. Ohne sich um Staatsgeschäfte oder Diplomatie kümmern zu müssen, lebte der Hund stets an der Seite des Königs, auch auf Schloss Weesenstein.

Das Geschenk

Zu seinem Namenstag am 16. Mai 1861 bekam König Johann von seiner Schwester Prinzessin Amalie ein besonderes Geschenk: den kleinen Rappo.

 

Der damals schon sechs Jahre alte Hund wurde zu den Feierlichkeiten in Pillnitz in einer Paradeuniform vorgeführt und dem König übergeben. Seitdem wich ihm „Räppchen“, wie der Monarch seinen Hund liebevoll nannte, nicht mehr von der Seite. 

Auch Königin Amalie Auguste schloss den Pudel in ihr Herz. Mit Kosenamen berichtet sie in zahlreichen Briefen an ihren verreisten Mann von der Niedergeschlagenheit des Pudels: „Punki ist sehr unglücklich, er kam heute früh ein paar Mal zu mir gestürzt und lief dann wieder zurück, als wolle er Dich suchen; einmal hörte er einen Wagen fahren, da spitzte er die Ohren und hoffte gewiß, Du wärest es. Er erschien nicht einmal beim Dessert.“

Rappo wird verewigt

Sogar ein Büchlein, welches heute auf Schloss Weesenstein ausgestellt ist, wird über den Pudel verfasst. In „Rappo. Der schwarze Pudel des Königs Johann“ finden sich neben einer Abbildung des Tieres auch kleine Geschichten und Anekdoten, die seine Bedeutung für die königliche Familie zeigen.

Und wer schrieb das schmale Bändchen? Kein Geringerer als der Hofbibliothekar Julius Petzholdt! Dieser hatte vor vielen Jahren alle Verse der von Johann übersetzen Göttlichen Komödie für den Druck transkribiert und war sich nicht zu fein, über einen kleinen Hund zu schreiben.

Zur Goldenen Hochzeit des Königspaares bekam Johann ein Ölgemälde des Tiermalers Siegwald Dahl geschenkt, dem Sohn des großen Landschaftsmalers Johan Christian Clausen Dahl. Auf diesem ist der Pudel am Ufer der Elbe vor Schloss Pillnitz zu sehen. Der König freute sich so sehr über das Gemälde, dass er es fotografieren und vervielfältigen ließ, um es an „Rappo’s Freunde“ zu verschenken.

Mit Fell und Filzhut

Der Kammerdiener König Johanns, Julius Wachs, schreibt in einer seiner Anekdoten über die besondere Beziehung seines Dienstherrn zu dem Hund: „König Johann liebte es, wenn er in Weesenstein war, allein, nur von seinem schwarzen Pudel Rappo begleitet, den Stock mit silbernen Knopf auf dem Rücken, auf dem Kopf seinen breitrandigen großen Filzhut, schon sehr zeitig durch seine Fluren zu wandern, dabei die Feldgräben mit Leichtigkeit überspringend.“

Hunde sind treue Begleiter und Spiegel ihrer Besitzer. Aber auch Statussymbole. Aristokraten hielten sich normalerweise elegante Windhunde oder raubeinige Jagdhunde. Johanns Vorliebe für einen kleinen Pudel ist deshalb etwas ungewöhnlich. 

Bis in den Tod

Ein anderer Zeitgenosse König Johanns erinnert sich: „Des Königs treuer vierbeiniger Freund hatte freien Zutritt zu seines Herrn Zimmern, und ist bis zuletzt um ihn herum gewesen. Wie oft hat er später in des Königs Zimmer, während ich vorlas, zu meinen Füßen gelegen und plötzlich angefangen laut zu schnarchen; er mußte jedoch sehr gut bei seinem königlichen Herrn stehen, denn er durfte sich noch viel mehr erlauben.“

 

Selbst als Johann im Sterben lag, durfte sein Hund in den königlichen Gemächern frei ein- und ausgehen. Nach dem Tod des Königs im Oktober 1873 lebte Rappo weiter bei Königin Amalie Auguste, welche „ihn auf seine alten Tage und bis an’s Lebensende auf’s beste verpflegen ließ“. Der Lieblingshund König Johanns starb zwei Jahre nach seinem Herrchen im Oktober 1875 im stolzen Alter von etwa 20 Jahren. 

Lotta Borkhardt hat zwar keinen Hund, freundete sich aber während ihrer Praktikumszeit im Schloss Weesenstein mit der Historie des schwarzen Pudels Rappo an.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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