Hinter den Kulissen

Gut Ding will Weile haben: unser neues Wissensportal

Antje Borrmann / Peter Dänhardt /

Wissensportal Screenshot
Digitalisierung, fünfter Museumsraum, explorative User, Typo3-Backend, DNS-Anpassung … – wie uns das Wissensportal vor eine neue spannende Herausforderung stellt.

Eigentlich fing alles mit unserem Jahrbuch an. Als wir 2012 das letzte Jahrbuch zu unseren Schlössern, Burgen und Gärten herausgebracht haben, wussten wir nicht, dass es die letzte Ausgabe dieser Art sein sollte: ein großformatiges Buch mit hauptsächlich wissenschaftlichen Beiträgen und vielen Bildern, gedruckt auf hochwertigem Papier. Das war zwar immer eine kostspielige Sache, aber das war es uns wert. Doch dann schwappte die Digitalisierungswelle auch zu uns und wir fragten uns, ob das Buchformat in Zeiten elektronischer Veröffentlichungen überhaupt noch sinnhaft ist. Denn über das Internet erreicht man weit mehr Menschen.

Bei unseren konzeptionellen Überlegungen stellte sich allerdings rasch die Erkenntnis ein, dass es mit einem digitalen Jahrbuch allein nicht getan ist. Denn der Technologiesprung am Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert hat das mediale Umfeld und damit die gesellschaftliche Realität so verändert, dass selbst traditionelle – und häufig sehr träge – Kulturbetriebe aufgefordert sind, ihre klassischen Aufgaben zu überdenken. Perspektivisch gesehen sind die Digital Natives unsere zukünftigen Museumsbesucher. Das werden sie aber nur, wenn wir bei unserem Tun ihre digitale Sozialisation, ihre Gewohnheiten, ihre Bedürfnisse nicht außer Acht lassen.

Der Seitenblick auf andere Museen mit ihren vielfältigen digitalen Angeboten bestärkte uns. Damit war die Idee für das Wissensportal geboren: Wir nutzen die Möglichkeiten des Internets und bespielen dort einen fünften Museumsraum – zum Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln gesellt sich das Digitale. Dabei ist für uns klar: Im Vordergrund stehen die User. Das heißt für uns aber auch, unterschiedliche Vorkenntnisse und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Mit dem Wissensportal wollen wir grob zwei Zielgruppen erreichen. Einerseits die Experten mit entsprechendem Vorwissen, die gezielt nach Informationen suchen. Andererseits die neugierigen Laien, die auf der Suche nach spannenden Geschichten eher explorativ (also „entdeckend“) und zufällig durch das Netz surfen. Letztgenannte Gruppe ist für uns gleichwohl die spannendere, weil die Herausforderung darin besteht, sie durch innovative Vermittlungsmethoden für unsere Inhalte zu begeistern – was nicht immer einfach ist.

Jedenfalls bildete sich im Jahr 2017 eine kleine Arbeitsgruppe, um sich der spannenden Herausforderung zu stellen, dieses neue Wissensportal zu realisieren.

 

Ausstellungen machen und Texte schreiben – das können wir im Schlösserland Sachsen. Zumindest bilden wir uns das ein. Aber wie „baut“ man eigentlich eine Webseite? Klar, wir alle googeln fast täglich. Aber wie das „Dahinter“ wirklich funktioniert, darüber haben sich die wenigsten von uns je Gedanken gemacht. Von Anfang an war daher klar, dass wir uns zum Erstellen unserer Webseite „Wissensportal“ Hilfe suchen mussten.

Und wir fanden Hilfe: Das Gestalterteam Studio GOOD aus Berlin half uns dabei auf die Sprünge. Denn Wünsche hatten wir viele. Nicht alles davon hätte funktioniert. Und so lernten wir, wie man sich potenziellen Usern annähert oder wie eine Webseite benutzerfreundlich erstellt werden kann. Schließlich entwarf Studio GOOD ein Design, dass das Wissensportal deutlich von der bekannten Schlösserland-Seite abhebt, dabei aber trotzdem als dazugehörig erkennen lässt.

 

Waren die Prozesse in dieser Anfangsphase noch gut verständlich, änderte sich dies mit der technischen Umsetzung: Typo3-Backend, DNS-Anpassung, Subdomain, … bei solchen technischen Fachbegriffen steigen die meisten Museumsleute aus. Zum Glück übernahm die Agentur blueways aus Halle/Saale den praktischen Bau der Seite. Und wieder konnten wir unsere Wünsche und Vorstellungen vorbringen. Einige davon waren sogar realistisch – und finden sich jetzt auf der Seite wieder!

Am einfachsten erschien noch das Schreiben von Texten. Doch auch hier schwante uns bald, dass Internetnutzer da doch etwas anders ticken als klassische Museumsbesucher. Dass eine Burg irgendwann gebaut wurde, weil irgendein Adliger irgendein Privileg von irgendeinem Markgrafen erhalten hat, interessiert heute kaum noch. Aber das dieser Markgraf nur ein Auge hatte, die Burg später vom Felsen zu stürzen drohte und erst vor fünfunddreißig Jahren einen gewaltigen Schatz freigab – das sind Geschichten, die fesseln und zum Weiterlesen anregen. Auch kurzweilig und spannend zu schreiben, kann man Lernen. Im „Sprachlust“-Workshop mit der Journalistin Dorothee Nolte, zeigte manche Kollegin, mancher Kollege dabei ungeahntes Talent.

 

Nach fast drei Jahren voller intensiver Arbeitstreffen, hitziger Diskussionsrunden, schlafloser Nächte – und quasi nebenher zu unseren „normalen“ Aufgaben – steht nun endlich unser „Wissensportal“. Fertig ist es damit noch lange nicht: neue Spielereien werden ausprobiert, neue Texte geschrieben, neue Themen bearbeitet. Wir aber hoffen, dass Ihr schon jetzt spannende Geschichten entdeckt, Euch über die eine oder andere gute Story amüsiert, neugierig weiterlest und immer mal wieder zum Stöbern vorbeischaut.

Antje Borrmann ist Assistentin der Geschäftsführung und wacht mit Argusaugen über ihr „drittes“ Kind: das Wissensportal; Dr. Peter Dänhardt arbeitet als Museologe für Schloss Nossen/Klosterpark Altzella und hat „nebenher“ das Wissensportal aus der Taufe gehoben.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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