Kunst & Gut

Zauberhaft! Zwei Wittelsbacher Prinzessinnen im Bilde

Dr. Birgit Finger / Alexander Hänel /

Doppelporträt der Wittelsbacher Prinzessinnen Amalie Auguste und Elisabeth von Lorenz Hoffnas
Vor kurzem wurde für den Bestand des Schlosses Weesenstein ein besonderes Kunstwerk angekauft: Ein Doppelporträt der Wittelsbacher Zwillingsschwestern Amalie Auguste und Elisabeth. Beide sollten später Königinnen werden, die eine von Sachsen, die andere von Preußen. Das gerahmte, sehr gut erhaltene Oval stammt aus altem Wittelsbacher Besitz. Besonders wertvoll ist die Erwerbung für unser Museum deshalb, weil sich nur wenige Objekte von Amalie Auguste erhalten haben.

Wer sind die beiden jungen Damen?

Die eineiigen Zwillinge schauen mit großen blauen Augen den Betrachter an und tragen die gleiche Lockenfrisur. Sie scheinen als reine Gestalten idealisiert in Wolken zu schweben – wie zwei Engel. Das Porträt zeigt die Prinzessinnen im Alter von neun Jahren.

Beide Mädchen kamen im Jahr 1801 zur Welt. Ihre Eltern waren König Maximilian I. Joseph von Bayern und Caroline Friederike Wilhelmine von Baden. Zusammen mit ihren insgesamt sechs Geschwistern und noch weiteren Kindern aus der ersten Ehe des Vaters wuchsen sie relativ frei im Schloss Nymphenburg und dem Sommersitz am Tegernsee auf. Obwohl sie im katholischen Glauben erzogen wurden, berief der Vater für seine Töchter den Protestanten Prof. Friedrich Wilhelm Thiersch als Lehrer, der sie in Geographie, Literatur und Weltgeschichte zehn Jahre lang unterrichtete.

Amalie Auguste heiratete den sächsischen Prinzen Johann und lebte bis 1877. Elisabeth wurde die Frau des preußischen Prinzen Friedrich Wilhelm und starb 1873. Amalie Auguste bekam mit ihrem Gemahl Johann neun Kinder: sechs Töchter und drei Söhne. Zwei Söhne, Albert und Georg, bestiegen später als Könige von Sachsen den Thron. Elisabeths Ehe blieb kinderlos.

Eine außergewöhnliche Freundschaft!

Amalie Auguste und Johann verband mit dem preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. und Elisabeth eine enge Freundschaft. Trotz politischer Spannungen zwischen Sachsen und Preußen blieb die private Beziehung zwischen den beiden Herrscherhäusern bestehen. Sie wird durch den Briefwechsel zwischen Johann und Friedrich Wilhelm belegt, in dem von wichtigen Nachrichten, zahlreichen Besuchen in Dresden, Weesenstein und Pillnitz beziehungsweise in Berlin und Potsdam sowie von einer gemeinsamen Reise nach Italien die Rede ist. Sogar Pflaumen und Pfefferkuchen werden hin und her geschickt.

Am 22. Januar 1827 schreibt beispielsweise Johann an den Kronprinzen im Nachbarland: „Liebster bester Dicki! Ich beeile mich Dir und der Lise die Nachricht der vollkommen glücklich erfolgten Niederkunft meiner Frau mit einer Tochter zu geben. Macht, dass ihr herkommt.“

 

Im Herbst 1827 hielten sich dann Johann und seine Gemahlin in Potsdam und Berlin auf. Amalie Auguste schrieb darüber ihrer bayerischen Freundin Fanny von Ow: „Du kannst Dir denken, wie ich auf jeden Augenblick geizig bin, den ich mit Elise zubringen kann. Ach ich bin so unaussprechlich glücklich hier!“

 

Am 10. Februar 1830 brachte Friedrich Wilhelm seine Freude über eine bevorstehende Reise nach Sachsen folgendermaßen zum Ausdruck: „O! Hansy! Hansy!!! Denk Dir unser Glück! wir haben die Erlaubniß, Euch zu besuchen. Elise hat wie ein Kind in der Wiege geschrieen vor Wonne.“

Am 21. März 1842 teilte Johann seinem Freund mit, nachdem er tagelang überaus besorgte, detaillierte Krankenberichte über Amalie Auguste abgegeben hatte: „Gott Lob! Ich kann Dir heute mit recht getröstetem Herzen schreiben. Seit gestern neigt sich Amelie’s Zustand entschieden zur Besserung (…) Frühlingsanfang scheint auch für mich der Anfang eines neuen Lebens zu seyn; denn was ich die letzten Tage ausgestanden habe, wirst Du begreifen.“

 

Elisabeth, selbst kinderlos, kümmerte sich häufig liebevoll um die zahlreichen Kinder ihrer Zwillingsschwester. Eine Tochter wurde sogar nach ihr benannt. Anlässlich der Silberhochzeit von Johann und Amalie Auguste 1847 schenkte das preußische Königspaar den beiden eine "Kämpfende Amazone", eine wertvolle Silberplastik.

Was ist über den Künstler bekannt?

Der Maler Lorenz Hoffnas (1772−1837) stammte aus Mannheim und war dann in München tätig. Das Talent war ihm in die Wiege gelegt: Sein Vater Johann Wilhelm Hoffnass arbeitete als kurpfälzischer Hofmaler. Auch seine beiden Brüder Peter und Ferdinand Wilhelm betätigten sich künstlerisch. Lorenz Hoffnas spezialisierte sich vor allem auf Miniaturmalerei. Seine Lehrtätigkeit für Zeichenkunst an der Königlich Bayerischen Pagerie, einer bayerischen Bildungsanstalt für junge Adlige in München, und am Kadettencorps ließ ihm wohl wenig Zeit, so dass überlieferte Arbeiten von ihm selten sind.

 

 

Was zeichnet die Pastellmalerei aus?

Bei der Pastellmalerei trägt der Künstler Pigmente auf einen Malgrund wie Papier, Pappe oder Leinwand auf. Dabei mischen sich die Techniken des Zeichnens und der Malerei. Es können reine Pigmente verwendet werden. Häufiger jedoch kommen die runden oder eckigen Kreiden und Pastellstifte zum Einsatz. Mit „Pastell“ wird sowohl das Material als auch das damit hergestellte Bild bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom italienischen Wort „pasta“für „Teig“ ab. Aufgrund der pastosen Technik sind die Werke sehr fragil. Auch deshalb werden wir dem faszinierenden Doppelporträt in Weesenstein besondere Aufmerksamkeit schenken.

Dr. Birgit Finger ist Kunsthistorikerin und betreut den umfangreichen Originalbestand des Schlosses Weesenstein. Sie freut sich über jede passende Neuerwerbung.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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