Ein Blick hinter die Kulissen der Sonderausstellung „Dünnes Eis – Inuit zur Schau gestellt“ in Schloss Moritzburg
Ein besonderes Highlight im historischen Jagdschloss ist dabei auf den ersten Blick nicht historisch, sondern ganz gegenwärtig. Eine große weiße Eisscholle, ein Hund, eine Gans und ganz prominent: ein Kajak, das auffällig in die Luft ragt. Die Präsenz der Skulptur im Steinsaal zieht die Blicke des Publikums unmittelbar auf sich. Sie scheint mitten im barocken Schloss gestrandet zu sein. Aus Pappmaché, Styropor und Kleber gefertigt, ist sie eine künstlerische Installation, die bewusst zwischen Theaterillusion und historischer Reflexion vermittelt.
Eine Kooperation zwischen Schloss und Kunsthochschule HfbK
Entstanden ist das Werk unter der Leitung von Prof. Ulrich Eißner, dessen Klassen für Theaterplastik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden von der Moritzburger Kuratorin Margitta Hensel eingeladen wurde, die Ausstellung mit einem Stück Kulissenkunst zu bereichern. Die Studierenden Sofie Weingärtner, Emma Eichberg, Anne Knaus, Emma Kapuss, Schneck Pinther und Clara Mann aus dem 1. und 3. Studienjahr nahmen sich der der ungewöhnlichen Aufgabe an.
Sinnbild für "dünnes Eis"
Die weiße Scholle im Schloss steht sinnbildlich für das „dünne Eis“, auf dem sich unsere Erinnerungs- und Ausstellungskultur bewegt. Ihre Herstellung war dabei alles andere als frostig: Wochenlang arbeiteten die Studierenden in den Werkstätten der HfBK – es wurde modelliert, gespachtelt, bemalt, angepasst. Schließlich reiste das Gebilde in Einzelteilen nach Moritzburg, wo es im Steinsaal als „Lockvogelobjekt“ und Sinnbild für das tragische Ende der Zurschaustellung der Inuit am Startpunkt der Ausstellung sorgfältig zusammengesetzt wurde.

Die Eisscholle mit den Tieren und dem Kajak ist mehr als ein Ausstellungsobjekt: Ihre Materialität verweist auf Theater und Illusion, was ein wichtiger Bestandteil der Show der beiden jungen Inuit George Niakungitok und Mary Coonahnik war. Wer sich auf dieses Experiment einlässt, wird belohnt: mit neuen Perspektiven auf alte Bilder und mit der Erkenntnis, dass auch das scheinbar Ferne ganz nah sein kann.
Die etwas andere Sonderausstellung in Moritzburg
Die Sonderausstellung zeichnet anhand zahlreicher Details und gut belegter historischer Informationen ein authentisches Bild vom Zeitgeist des frühen 19. Jahrhunderts und der Reise der Inuit als Schausteller und Objekte, die sowohl neugierigen als auch voyeuristischen Blicken des Publikums ausgesetzt sind. Die Bevölkerung hatte damals ein reges Interesse an den Kulturen anderer Weltregionen. Zugleich lenkt die Ausstellung den Blick in die Gegenwart und zeigt Aspekte des heutigen Lebens der Inuit in Labrador in der Wagenhalle. Dort laden Interviews, Videos, interaktive Spiele und Malstationen dazu ein, über Klischees und veraltete Bilder der Polarregionen zu reflektieren.
Die Ausstellung ist noch bis zum 2. November 2025 in Schloss Moritzburg zu sehen und wird auch nächstes Jahr in der Sommersaison zwischen Mai und November 2026 wieder die Blicke auf sich ziehen.
Charlotte Koch, Volontärin bei SBG, war bei der Sonderausstellung "Dünnes Eis" hautnah dabei: Sie half unter anderem eigenhändig dabei, die Styropor-Scholle ins Schloss zu tragen.





