Hinter den Kulissen

Wie kommt eine Burg zu einem Escape-Room?

Claudia Fiebach /

Das Bild zeigt den dunklen Gewölbekeller unter dem Vorderschloss der Burg Mildenstein. Stehlampen sorgen für schummriges Licht.
Alles beginnt mit dem Schlagwort „Gamification“. Zusammen mit meinem Kollegen Alexander Hänel erhalte ich 2020 den Projektauftrag, einen Gamification-Rundgang für die Burg Mildenstein zu entwickeln. Zwei Jahre später existiert auf der Burg Mildenstein ein unterhaltsames Escape-Game, welches sich in einer Symbiose von Wissen und Spaß zu einem neuen Edutainment-Angebot gemausert hat.

Profis an Bord

Mit den Gamification-Agenturen Pfeffermind und Paperdice Solutions haben wir Partner im Boot, die das Thema ‚Spielen‘ zu ihrem Beruf gemacht haben. Nachdem wir die Rahmenbedingungen geklärt haben, geht es zu den inhaltlichen Fragen: Welche Themen und Objekte können durch das Spiel vermittelt werden? Welche Story trägt das Spiel und sorgt für einen plausiblen und spannenden Aktionsradius? Und wie lässt sich eine gute Dramaturgie gestalten? 

Nachdem die Ausstellung und alle Burgareale der Burg Mildenstein auf rätseltaugliche Komponenten abgegrast wurden, verlässt Pfeffermind mit einer Menge Input die Burg Mildenstein. Mit im Gepäck: Die Idee eines Escape-Rooms, der sich über stolze 230 m² erstreckt und eine fantastische Aura hat, die bei jedem Escape-Room-Fan die Nackenhaare aufstellen lässt.

Die Story

Der schwierigste Part zeigt sich beim Entwickeln einer tragbaren Story. Es soll eine Schatzsuche werden, aber nicht irgendeine langweilige. Also: Wer kennt die Burg aus dem Effeff und weiß genau, was sich hinter welcher Tür abspielt? Hausmeister Herbert! Herbert ist der fiktive 60jährige Hausmeister der Burg und hat, sagen wir mal, eine leichte Abneigung gegen Museumsbesucher entwickelt. Er mag einfach nicht mehr ihren Müll wegräumen und betatschte Vitrinen saubermachen. Herbert will nur noch eins: den Schatz finden. Sein Lieblings-Wettiner Wilhelm der Einäugige hatte keine Kinder und muss irgendwo sein Erbe versteckt haben. Herbert sucht schon so lange nach Hinweisen, dass er sogar Visionen von Wilhelm hat. Immerhin hat er sich schon zu dessen Schatzkammer vorgearbeitet. Aber allein kommt er einfach nicht weiter.

 

Vielleicht können ihm diese Besucher, die ihm sonst eh nur Ärger bescheren, helfen? Aber halt, denkt Herbert. Irgendwelche Dorftrottel braucht er da nicht. Er braucht einen Test. Genau. Die Gruppe, die er im Auge hat, soll erstmal zeigen, ob sie etwas auf der Pfanne hat. Sie müssen sich ihm und vor allem Wilhelm, dem Markgrafen von Meißen, als würdig erweisen. Erst dann will er sie zum Schatz führen und seinen weiteren, schon lang erdachten Plan zu Ende führen …

Herberts-Prüfung

Ausgestattet mit einem Tablet und Fragen von Herbert rätselt sich die Gruppe durch die Burg. Sie soll zeigen, dass sie auch würdig ist, den Schatz mit Herbert zu heben. Die Rätsel selbst müssen in der Burg gesucht und durch schlaues Kombinieren oder genaues Hinsehen gelöst werden. Achtzehn Aufgaben stellen das Team auf die Probe - bis sie mit Herbert verabredet sind. Ob Herbert noch das gleiche Ziel verfolgt?

Herbert erzählt, dass er gar nicht vorhat, den Schatz zu teilen. Die Gruppe ist für ihn nur Mittel zum Zweck. Nachdem Herbert sich offenbart, geht es für die Spielenden nun um das Verlassen des Escape-Rooms. Wer darüber Details erfahren will, bucht sich am besten gleich ein Ticket.

 

Fazit

Wie kommt eine Burg zum Escape-Room?

  1. Projektteam bilden
  2. Projektziel(e) formulieren
  3. Partner suchen
  4. In Workshops Rahmenbedingungen und Inhalte festlegen und, wenn möglich, erste Ideen für eine Story entwickeln
  5. Präsentation Grobkonzept/Ideenvorstellung durch Partner
  6. Abstimmung (auch ggf. Brandschutz und Denkmalschutz)
  7. Präsentation Feinkonzept
  8. Bau, Installation und Programmierung des Escape-Rooms
  9. Testlauf
  10. Feinabstimmung/letzte Korrekturen
  11. Übergabe

Claudia Fiebach arbeitet auf der Burg Mildenstein und schätzt die Arbeit der Hausmeister dort sehr. Ob sie geheimen Hinweisen nach verborgenen Schätzen nachgehen, ist ihr unbekannt. Sie hat noch nichts gefunden.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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