Tiefer Blick zurück
Gleich vor dem ersten Torhaus des kurfürstlichen Schlosses Colditz hatte sich einst ein Beamter des Kurfürsten sein Haus bauen lassen. Um 1520, als Friedrich der Weise auch das Schloss zur Großbaustelle machte, bekam es einen Erker im Stil der Renaissance. Das Haus wurde immer wieder von Hofbeamten bewohnt. Der Erste, der auf einer Zeichnung im Jahr 1628 erwähnt wird, hieß Schleinitz. Daher nennen wir das Haus heute Schleinitzhaus. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde im Gebäude ein Turnsaal für die psychiatrische Anstalt eingebaut. Dabei wurde der Erker abgerissen.
Der Beschluss
Das Schleinitzhaus gehört zum Ensemble des Schlosses und brauchte dringend eine Sanierung. Das Mauerwerk war kurz vor dem Zusammenbrechen und der Dachstuhl verfault. Die Frage für die an der Planung Beteiligten war nun, ob man die Rekonstruktion soweit treiben sollte, dass das Gebäude mit allen Details wieder dem Zustand von 1520 ähnelt. Der Platz vor dem Schloss mit dem romantischen Erker gegenüber dem Staffelgiebel des ersten Torhauses taucht oft in alten Stadtansichten auf und ist auch vom städtischen Colditzer Marktplatz aus zu sehen.
Es reifte der Entschluss, diese stadtbildprägende Situation zu rekonstruieren.
Erkennbar neu!
Allerdings hebt sich das Material der Rekonstruktion erkennbar vom Alten ab. Der Erker ist aus ockergelbem Beton gegossen und wurde in vorgefertigten Einzelteilen geliefert. Ein riesiger Kran hob alles Stück für Stück empor. Das Ockergelb wird später wunderbar mit der Eckquaderung des Hauses korrespondieren - wenn das Gerüst abgebaut ist und man endlich einen ungestörten Anblick hat.
Dann kommt noch ein Staffelgiebel
Die Baustelle ist aber noch nicht fertig. Es wird noch über den Giebel zu berichten sein. Denn die Zeichnung von 1628 enthält auch einen gestaffelten Giebel mit sieben Rundbögen hoch über dem Erker. Dafür braucht es aber einen zweiten Blog und vor allem den Rückbau der Arbeitsgerüste im Oktober 2021, damit Erker und Staffelgiebel wirklich in neuer Pracht zu sehen sind.
Regina Thiede begleitet als Museologin des Schlosses natürlich auch die Bauarbeiten mit und freut sich über die Rettung des ziemlich genau 500 Jahre alten Hauses.