Histories

Unverzichtbar! Wasser auf der Burg

Claudia Fiebach /

Brunnen in der Kernburg von Burg Mildenstein, im Hintergrund das Herrenhaus
Wasser war schon im Mittelalter ein knappes Gut. Auch heute führen wir wieder Diskussionen wie und wofür diese kostbare Ressource genutzt werden sollte, wie sich Wasser erschließen und wie es sich aufbereiten lässt. Für die Burg im Mittelalter war eine zuversichtliche Wasserversorgung essentiell. Welche Lösungen für Mildenstein gefunden wurden, erzählt Museologin Claudia Fischer.

Im Mildensteiner Burghof, etwas versteckt in einer Ecke, befindet sich ein Relikt aus alter Zeit. Der neu aufgemauerte Brunnenkranz verschleiert heute das wahre Alter des originalen Brunnenschachtes. Als Mildenstein Reichsburg unter Kaiser Friedrich Barbarossa war, versorgte der Brunnen die Burgmannen mit Wasser. Wann er abgeteuft, also in den 60 Meter hohen Felsen getrieben wurde, ist unbekannt. Doch bereits 1392 musste man Reparaturarbeiten am Brunnen durchführen.

 

 

Für den Notfall …

Der Brunnen im Winkel zwischen Ringmauer und Kapellenanbau befindet sich im Bereich der damaligen Kernburg. Im Kriegs- und Belagerungsfall bot diese einen gesicherten Rückzugsort, an dem neben dem Vorhandensein von Lebensmitteln auch die Wasserversorgung über das eigene Überleben entscheiden konnte. Bedrohungsszenarien dieser Art sind für das 15. Jahrhundert auf der Burg Mildenstein nicht belegt. Aber es galt etwas ganz Besonderes zu schützen: über mehrere Jahre wohnten vor allem die Kinder des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen und seiner Frau Margarethe von Österreich auf der Burg Mildenstein. In diesem Zusammenhang wird 1447 das Brunnenhaus gerichtet und der fast 67 Meter tiefe Brunnen erneut funktionstüchtig gemacht.

Wasserleitung des Mittelalters

Für den Alltag und die Wasserversorgung waren funktionierende Wasserröhren wichtiger als ein intakter Brunnen. Rechnungen belegen, dass schon um 1400 Holzrohre, sogenannte „Röhrfahrten“, Wasser zur Burg gebracht haben. Vermutlich wurden diese schon 100 Jahre vorher genutzt. Um das Wasser in die Nähe der Burg leiten zu können, musste eine höher gelegene Quelle gefunden werden. Von dort konnte das kühle Nass eingespeist werden. Diese Quellen wurden auch „Born“ genannt, ebenso wie der Brunnen selbst.

Die Quellen bei Neusorge

Die Burg Mildenstein konnte ihr Quellwasser aus der Nähe des heutigen Leisniger Stadtteils Neusorge beziehen. Am „Fußsteig nach Brösen und Gorschmitz“ befanden sich viele Quellen, die zum einen für die Wasserversorgung der Stadt, zum anderen aber auch für die Burg benutzt wurden. Durch die hölzernen Röhren geleitet, floss das Quellwasser vor der Burg in der Nähe der Brücke in einem Wassertrog zusammen. Dieser speiste wahrscheinlich auch den zum Schutz angelegten Burgwassergraben. Der „Wasserkasten“ vor der Burg wurde immer wieder erneuert und instandgesetzt. Die Röhrfahrt selbst musste regelmäßig gewartet und kaputte Röhren und Büchsen ausgetauscht werden. Dieser Aufgabe widmete sich eigens ein Röhrmeister. In harten Wintern konnte es auch schon Mal passieren, dass die Röhren zufroren und mit dem Wasserwagen Wasser aus der Mulde geholt werden musste.

 

 

Badespaß für Fürstenkinder

In der Nähe des Wasserkastens entstand im Mittelalter ein besonderes Häuschen: eine Badstube. Sie wurde errichtet, als ab 1437 die Prinzessinnen Amalia und Anna, Töchter des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen,  auf dem Mildenstein wohnten. Dafür errichtete man um einen Badebottich schlichtweg einige Wände und ein Dach. Schließlich wurden noch Fenster hinzugefügt. Über die Jahre wurde diese schlichte Badstube immer mehr ausgebaut. Sie erhielt einen Ofen mit integriertem Kupferkessel, eine Schwitzbank, einen Vorraum zum Entkleiden und wahrscheinlich auch eine eigene Wasserleitung, damit das Wasser nicht mühevoll vom Gesinde geschleppt werden musste. Das Abwasser konnte nach dem Bad in den Wassergraben abgelassen werden.

 

 

Museologin Claudia Fischer forscht zur Wasserversorgung auf der Burg Mildenstein. Nach langer Recherchearbeit weiß sie ihre Badewanne und warmes Wasser aus dem Wasserhahn sehr zu schätzen. Badekappen aus dem Mittelalter würde sie trotzdem gern mal sehen und vielleicht auch nutzen.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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