Mausalarm
Bei einer Kontrolle eines kleinen Bilderdepots neben den sogenannten Griechenzimmern im Unterschloss von Weesenstein fällt Mäusekot auf. Der könnte alt sein, aber sicherheitshalber stellt der Hausmeister eine Falle auf. Da kein passender Köder im Haus ist, gibt er sogar etwas von seinem Frühstücksbrot ab. Doch die Maus – und das muss eine lebendige sein – stibitzt das Brot und geht nicht in die Falle.
Inzwischen melden sich tierliebe Kollegen, die Maus müsste mit einer Lebendfalle gefangen werden. Eine solche wird besorgt und mit leckerem Käse bestückt. Allerdings führt die Maus die Mitarbeiter mehrere Tage an der Nase herum, holt sich das Käsestück aus der Falle und stiehlt sich davon. Doch eines Morgens sitzt das verängstigte Mäuschen drin. Der Hausmeister bringt es – eine Spitzmaus − in den nahegelegenen Wald, wo es hoffentlich bis heute in Freiheit lebt.
Der Weesensteiner Trinkerwettstreit
Mäuse sind aber schon lange ein Thema auf Schloss Weesenstein, denn Geschichten mit diesen kleinen Tieren gibt es hier einige. Die berühmteste erzählt von einem legendären Trinkerwettstreit. Ein Herr von Bünau ließ seinen trinkfesten Gärtner in einer Wette gegen den nicht minder durstigen Pförtner eines Herrn von Schönberg auf Maxen antreten.
Als der Torwächter seinen Konkurrenten sah, bekam er es mit der Angst zu tun und warf dem Gärtner heimlich eine Maus in den Humpen. Der schluckte sie jedoch ohne Pause mit seiner weiten Gurgel als „Hopfenkern“ mit runter. Zum Lohn gab es für den Herrn von Bünau das beste Pferd und den Hund des anderen. Der Gärtner bekam immerhin eine neue Jacke.
Inzwischen blickt der Sieger den Betrachter stolz von dem hölzernen Kaminverschluss im Weesensteiner Theatersaal an. Auf einer hölzernen Bierkanne steht bedeutungsvoll eine Mausefalle, zu seinen Füßen ein Humpen aus Ton. Der Dichter und Sagensammler Widar Ziehnert widmete dem trinkfreudigen Gärtner sogar ein Gedicht: „Der Gärtner auf Weesenstein“.
Dr. Birgit Finger betreut als Museologin das Schloss Weesenstein. Tiere liegen ihr sehr am Herzen. Im Museumsdepot haben sie aber nichts zu suchen.