Hinter den Kulissen

In der Warteschleife – 3D zu Corona-Zeiten

Frank Schmidt /

Lockdown VR-Hauptmannstube
Ein schweres Schloss versperrt den Eingang zur Hauptmannstube. Wegen Corona geschlossen. Dabei ist es einer der interessantesten Räume des Schlosses Rochlitz. Ein Raum, den man neugierig betritt, und erstaunt wieder verlässt.

Corona-Lockdown für 3D-Brillen

Corona hat uns noch immer fest im Griff. Zwar sind unsere Schlösser, Burgen und Gärten längst wieder für Besucher geöffnet. Doch ist bei weitem nicht alles in den Ausstellungen erlebbar. Einige Angebote mussten ganz geschlossen bleiben. Verwaist wartet das 3D-Modul in der Dauerausstellung "Fett. Einäugig. Revolutionär – Drei Wettiner für tausend Geschichten" des Schlosses Rochlitz auf bessere Zeiten. Ebenso eine 360°-Video-Anwendung in der Sonderausstellung „Mythos August“ auf Schloss Moritzburg. Beide Angebote funktionieren über sogenannte 3D-Brillen.

3D-Brillen sind in Rochlitz bereits seit 2017 in Betrieb. Mit ihnen unternehmen unsere Gäste eine interaktive Zeitreise in die Geschichte eines 800 Jahre alten Raumes von seiner frühen Nutzung im 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Und das mitten drin und auf unterhaltsame Weise. Insgesamt 20 Jahre Bauforschung flossen in das Projekt ein. 

 

Auch ZORRO hat hier keine Lösung

Doch die Gefahr einer potentiellen Ansteckung durch die 3D-Brille ist einfach zu groß. Zu nah der Abstand zwischen Gerät, Nase und Mund. Zwar gibt es Möglichkeiten, diese Gefahr durch intensive Desinfektion nach jeder Benutzung zu minimieren, doch ein Restrisiko bleibt allein schon bauartbedingt.

Auch gäbe es die Möglichkeit, den direkten Kontakt zum Gerät durch eine Hygiene-Brille a la Zorro zu unterbinden. Das klingt in der Theorie zunächst sehr vielversprechend, stellt sich in der Praxis jedoch als durchaus problematisch dar. Ohne eine gewisse Übung ist es kaum möglich, zuerst die Hygiene-Brille und dann die 3D-Brille auf den Kopf zu setzen, ohne mit den Händen das Gesicht zu berühren. Und wenn die Brille – erfahrungsgemäß – nicht auf Anhieb richtig sitzt, greift man sich schnell ein drittes Mal ins Gesicht. Ein kaum kalkulierbares Risiko, das uns zur dauerhaften Schließung der Module bewogen hat.

Neue Technik auf dem Abstellgleis

Das ist durchaus ärgerlich – für Besucher und Ausstellungsmacher gleichermaßen! Wissensvermittlung unter Zuhilfenahme dieser neuen Technologie ist gerade erst in den Museen angekommen und vielerorts in einer gewissen Testphase. So auch im Schlösserland Sachsen. Für die Saison 2020 wurden sowohl für die Dauerausstellung in Rochlitz als auch für die Moritzburger Sonderausstellung neue VR-Brillen angeschafft, deren Einsatz und vor allem deren technische Tauglichkeit sich im Dauerbetrieb bewähren sollte. Robuste Geräte, die im hochfrequenten Einsatz im Ausstellungsbetrieb auch ohne zusätzliches Personal wartungsarm funktionieren und zudem noch bezahlbar sind, waren in der Vergangenheit kaum zu bekommen.

In der Warteschleife

Die Situation sollte sich jedoch ändern. Einige Hersteller haben mittlerweile auf die Nachfrage nach 3D-Brillen für den Business-Bereich reagiert: Auf das Wesentliche konzentrierte All-in-One-Geräte mit höherer Auflösung, strapazierfähigen und leicht zu reinigenden Gehäusen, Gerätetasten, die sich auch ohne Tricks und Umwege ausschalten lassen oder eine Auto-Start-Funktion besitzen, welche die Software nach einem Problem wieder selbständig hochfährt. Kurzum Geräte, die den Wartungsaufwand auf ein Minimum reduzieren. Genau das Richtige für uns.

 

Ab Frühling 2020 sollten sich die neuen Geräte nun im Ausstellungsbetrieb beweisen. Doch mit dem Frühling kam auch Corona und damit das vorläufige Aus für die Benutzung. Hoffen wir auf das Beste!

Frank Schmidt hat ein Faible für neue Vermittlungstechnologien. Im Schlösserland Sachsen hat er seine Spielwiese gefunden.

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Letzte Änderung: 24.01.2020

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