Ausgestellt!

Ein Guckkasten für Pillnitz - neue Blicke in den historischen Garten

Dr. Sabine Wilde /

Eine dreidimensionale Visualisierung zeigt von oben den Pillnitzer Park um 1725 mit seinen regelmäßigen Bepflanzungen und den aufgestellten Spielgeräten.
Seit dem 1. Juli ist das Pillnitzer Schlossmuseum um ein Ausstellungsmodul reicher: einen „Guckkasten“. Klingt vielleicht altmodisch, ist es jedoch nicht. Denn vom Kuppelsaal aus kann man jetzt durch diesen Guckkasten dreidimensional in den digital rekonstruierten historischen Garten blicken – ein neues Highlight für unsere Besucher.

Natürlich geht es um August den Starken. Der neue Pillnitzer Guckkasten ist auch ein Tribut an den 350. Geburtstag des berühmten sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs. Die Besucher schauen durch die Linsen des Guckkastens direkt ins 18. Jahrhundert zurück, in die Zeit um 1725.

 

August der Starke wünschte sich Pillnitz schon länger als ein Spiel- und Lustschloss: zum Vergnügen, zum Verlustieren und Feiern. Die Hochzeit seiner unehelichen Tochter Augusta Constantia von Cosel mit dem Grafen Heinrich von Friesen im Juni 1725 war deshalb ein willkommener Anlass, um die für Pillnitz geplanten Spielquartiere und Spielanlagen im Park endlich fertig stellen zu lassen.

 

Die ersten Entwurfsideen von 1724 zeigen eine gigantische Planung in der Größe der Schlossanlage von Versailles in Frankreich. Das war typisch für den manchmal maßlosen August den Starken.

Die endgültige Ausführung von Schloss und Garten geriet – ebenso typisch für August – etwas kleiner und umfasste neben den Schlossgebäuden mehrere quadratisch geformte Garten-Areale als Spielflächen, die noch heute im Grundriss des Parks zu erkennen sind. Der Lustgarten (im Grundriss unten Nr. 5), der Schlossgarten hinter dem Bergpalais (Nr. 17), der heutige Koniferenhain (Nr. 10) und die Heckenquartiere (Nr. 7) zählen dazu, wie der Vergleich mit dem überlieferten Stich der Schloss- und Gartenanlage aus dem 18. Jahrhundert zeigt.

 

 

Die Station „Blick in den Garten“, unser Guckkasten also, ermöglicht dem Besucher nun durch aufwändige 3D-Visualisierung und aus verschiedenen Winkeln Ausblicke in den Lustgarten und die Heckenquartiere der Zeit um 1725. Zu sehen sind die damals installierten Spielgeräte, Spielareale und Spielezubehör. Die Weitläufigkeit der Anlage wirkt ebenso überraschend wie die Liste der damals dort abgehaltenen oder eingerichteten Spiele, die sich teils exotisch anhört: Passspiel, Corbeille, Kinderstein, Jeu de portique, Ochsenfuß, Jesuiten-Ring und viele mehr.

 

Die Ausblicke erlauben neue Einsichten in Vergangenes, und sie geben der Phantasie Raum. Wie sähe die Szene voller spielender und feiernder Höflinge, Damen und fürstlicher Gäste Augusts des Starken aus? Meine Empfehlung: Einfach vorbeikommen und selbst ausprobieren.

Als Kunsthistorikerin kümmert sich Dr. Sabine Wilde um die besonders schönen Dinge in unseren Schlössern und Gärten.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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