Vorkehrungen
Das Hochwasser von 2002 war vielen Menschen in Sachsen noch gut in Erinnerung, als 2013 das Wasser erneut über die Ufer trat. Auch Schloss Pillnitz, das direkt an der Elbe liegt und historische Ausstattung und Sammlungen beherbergt, war wieder betroffen. Doch man war nicht unvorbereitet.
"Seit 2002 ist viel passiert" berichtet Dirk Welich, der 2002 Museologe vor Ort und an der Konzipierung verschiedener Maßnahmen beteiligt war. Zum Beispiel wurde ein System eingeführt, um Fenster oder Türen möglichst wasserdicht abzuschotten. Weitere Maßnahmen kamen hinzu:
Für die Hofküche wurde ein Evakuierungsplan erstellt. Außerdem wurden mit dem Beitritt zum Notfallverbund sogenannte Notfallboxen angeschafft, in denen so ziemlich alles enthalten ist, was man für Notfälle braucht.
In den Notfallboxen befinden sich zum Beispiel Eimer, Gummistiefel, Verpackungsmaterial, Transporthilfen und Werkzeug. Wichtige Hilfsmittel, um im Ernstfall schnellstmöglich Kulturgüter und Anderes in Sicherheit zu bringen.
Das Wasser steigt
Anfang Juni 2013 verdoppelte sich der Pegelstand der Elbe innerhalb weniger Tage. Zuvor hatte es lange und viel geregnet, auch im Einzugsgebiet der Elbe in Tschechien. Irmin Teske, damals Hausmeister im Schloss Pillnitz erinnert sich:
Wie im Hochwasserplan festgelegt, begannen wir die Beleuchtung links und rechts der Freitreppe an der Elbe abzuschalten und zu demontieren. Danach begann mit dem Einbau der Spundwand im Bootskeller die Sicherung des Wasser- und Neuen Palais.
Hinzu kamen Wasserpumpen und Schutzwände für die Kellerfenster. Parallel wurden Möbel und Kunstgegenstände, aber auch Kisten mit Büromaterial, Dokumenten, Tickets oder Flyern von vielen Helferinnen und Helfern sprichwörtlich ins Trockene gebracht. Auch die kleinen Läden im Schloss mussten ihr Sortiment in Sicherheit bringen.
Kunst in Kartons
Besondere Gefahr bestand damals für die Kellerräume im Schloss. Zu diesen Räumen gehört auch die Königliche Hofküche, ausgestattet mit Öfen und historischem Kupfergeschirr vom sächsischen Hof. Dafür zuständig war Iris Kretschmann, 2013 Museologin in Pillnitz. Sie koordinierte die Beräumung der Hofküche. Nach einem vorher festgelegten Plan sollte alles schnell und sicher verpackt werden. Auch damit nach dem Hochwasser alles wieder an die ursprüngliche Stelle zurückgeräumt werden konnte.
Zwei Tage lang wurde in der Hofküche gearbeitet. Nacheinander wurden die Objekte und Texttafeln in Kartons verpackt, die Möbel abgebaut und in hochwassersichere Räume gebracht.
Nasser Park
Im Schlosspark, der viele historische Gewächse beherbergt, gestaltete sich die Lage sehr unterschiedlich. Während der Fliederhof und der Schlossvorplatz bald unter Wasser standen, blieb der Lustgarten verschont, erzählt Frank Endler, Gärtner in Pillnitz und beim Hochwasser 2013 im Einsatz.
In der Orangerie wurde die Notstromversorgung in Betrieb genommen. Die stammte vom Hochwasser 2002.
Schon eine Woche später konnte der Lustgarten wieder für den Besucherverkehr geöffnet werden. In anderen Bereichen dauerte es deutlich länger.
Nach der Flut
In der Nacht vom sechsten auf den siebten Juni begannen die Pegelstände zu sinken. Langsam kehrte die Normalität zurück. Die Schäden waren bei Weitem nicht so groß wie 2002. Trotzdem hatte das Hochwasser einige Spuren hinterlassen. Technische Anlagen waren in Mitleidenschaft gezogen und Gebäudeteile überflutet worden. Das Wasser ließ in vielen Teilen von Schloss und Park Schlamm zurück.
Auch die Hofküche blieb aufgrund ihrer Kellerlage nahe der Elbe nicht verschont. Die Wassermassen waren für Schutz- und Spundwände doch zu groß gewesen. Bis die Hofküche wieder öffentlich zugänglich wurde, verging daher einige Zeit. Die Räume mussten getrocknet und Schäden ausgebessert werden, bevor schließlich das Museumsgut wieder an seinen Platz zurückkehren konnte. Verluste gab es hier durch die vorige Beräumung zum Glück keine.
10 Jahre später
Das alles ist inzwischen zehn Jahre her. Doch es ist klar, das nächste Hochwasser kann schnell kommen. Deshalb ist es immer Teil der Planungen und der Maßnahmen in Schloss Pillnitz. Für Josefine Frank, die heutige Leiterin des Schlosses, ist ein mögliches Hochwasser ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Pegelstände werden heute beispielsweise automatisch per E-Mail übermittelt. Und auch sonst ist ein mögliches Hochwasser immer unterschwellig präsent:
Der Hochwasserevakuierungsplan besteht weiterhin, inklusive einer großen Sammlung von Kartons, damit im Ernstfall schnell reagiert werden kann. Aber auch bei der Raumplanung spielt das Hochwasser eine Rolle. Technik im Keller ist da keine Option.
Wir danken allen Beteiligten herzlich für die spannenden Einblicke in die Geschichte!
Jonas Klöber ist Wissenschaftlicher Volontär im Museumsbereich. Er wohnt zwar schon lange in Dresden, die Hochwassermarken entlang der Elbe beeindrucken ihn aber trotzdem immer wieder.