Etwas zum Erinnern … etwas zum Anschauen … etwas, was die Geschichte des Schatzversteckes anschaulich und unterhaltsam zusammenfassen kann. Kurz: Das sprichwörtliche Ü-Ei am Ende eines Museumsbesuchs. Entstanden ist eine kleine Graphic Novel zum Schatz von Kriebstein, die jedes Team nach absolvierten Spiel kostenlos mitnehmen kann.
Graphic Novel – Comic für Erwachsene?
Die Graphic Novel ist noch ein recht junges Medium und entwächst gerade dem gut gefüllten Genre des Comics. Dieser (ins Deutsche übersetzte) grafische Roman zeichnet sich durch einen anspruchsvollen, künstlerischen Zeichenstil und einem komplexen Narrativ aus.
Vereinfacht könnte man sagen, Graphic Novels sind Comics für Jugendliche und Erwachsene, welche sich klar vom Stil der Marvel-Comics und der Lustigen Taschenbücher unterscheiden. Beide haben gemein, dass sie unterhaltsam sind und stark über die Bildsprache funktionieren.
Wie kommt man nun von der Geschichte des Schatzes zu Bildern, zeitgenössischen Texten und einer Dramaturgie, die den Leser nicht einschlafen lässt?
Unser Rezept für eine Graphic Novel
Man nehme Profis
- fürs Storytelling (Lukas Epperlein)
- für Comics und Kunst (Agnes Lammert)
- fürs Projektmanagement und Gestaltung (Agentur superpixels Leipzig)
und letztendlich zwei, die sich in den Archiven durch die Akten wühlen, um nach Fakten zu stöbern. Das wären dann wir, die Autoren.
Lukas Epperlein arbeitet als Redakteur und erstellt unter anderem Inhalte für Schulbücher. Ihm haben wir die erdachte Protagonistin Erika zu verdanken.
Für die Story war es wichtig eine Person zu haben, die dabei gewesen sein könnte, um gewisse Ereignisse zu schildern. Sie beobachtet Geschehnisse von außen und macht es möglich, tatsächliche Ereignisse zu illustrieren – ohne Zusammenhänge zu zerstören.
Die Kunst bestand darin, den Lebensweg des Museumswärters Paul Pfeifer nachzuzeichnen ebenso wie die Verstrickung des Hitler-Attentäters Heinrich Graf von Lehndorff mit dem versteckten Schatz im Kaminabzug der Burg - und das auf nur dreizehn Seiten. Eine Herausforderung für die Zeichnerin.
Die Kunst der Bilder
Die Leipziger Künstlerin Agnes Lammert setzte sich in einem Wettbewerb durch. Ihre Probeillustration überzeugte durch ihren kontrastreichen, auf den Punkt bringenden Zeichenstil. Als Dozentin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, wo sie einen Kurs für „Comics“ initiiert hat, passte sie zum Projekt wie der Stift aufs Papier. Auf Grundlage von historischen Fotos, Beschreibung von Personen und dem authentischen Ort – Burg Kriebstein - hat sie die Story in fabelhafte Zeichnungen übersetzt. Die düstere Farbwahl transportiert ein Gefühl der Vergangenheit, hier insbesondere die der 40er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts.
Nachdem Plot und Zeichnungen fertig waren, brachte die Agentur superpixels beides zusammen und die Graphic Novel konnte mit einer Auflage von 2.000 Stück gedruckt werden.
Bilder vs. Fakten
So bildgewaltig und ästhetisch ansprechend die Graphic Novel auch ist – sie hat natürlich auch ihre Schwächen. Sie kann nur eine visuelle Annäherung an eine tatsächlich stattgefundene Geschichte sein, die mit Lücken in ihrer Erzählung auskommen muss. Der Interpretationsspielraum von bestimmten Ereignissen ist groß, da oft Fotos oder detaillierte Beschreibung von stattgefundenen Situationen nicht überliefert sind. Auf der anderen Seite mussten einige gut recherchierte Details zugunsten der Story weichen. Nicht alle bekannten Fakten konnten untergebracht werden, denn auch Sprechblasen oder Infokästchen haben ihre Grenzen. Die Graphic Novel kann deshalb auch kein Ersatz für einen wissenschaftlichen Fachbeitrag sein. Aber das muss sie auch gar nicht.
Claudia Fiebach und Alexander Hänel sind Museologen auf den Burgen Mildenstein und Kriebstein. Beide haben Freude am Experiment und gehen gern neue Vermittlungswege.