Ausgestellt!

3 Fragen an ... Gerhard Weber

Andreas Walther /

Drei Fußballfans mit Tröten, ein Mann schreiend. Schwarzweiß Fotografie nach 1990
Gerhard Weber (Jahrgang 1940) ist ein ganz besonderer Mensch und Fotograf. Seit über 60 Jahren hält er einfühlsam und ikonisch das ländliche und kleinstädtische Leben im Bild fest und wurde dafür mit vielen Preisen ausgezeichnet. Nun stellt er ab 26.03.2024 einen Großteil seiner Fotografien auf Burg Mildenstein aus.

Was ist für Sie ein gutes Bild?

Ein Fotograf sollte immer so hautnah wie möglich am Geschehen sein. Er sollte sein Bild nicht aus der Entfernung machen oder heimlich fotografieren, was ich persönlich auch nie getan habe. Die Leute wissen alle, dass ich fotografiere und wenn man dann so nah an die Menschen herankommt, dann hört man auch ihre Meinungen und die besonderen Stimmungslagen, die man aus der Ferne nicht bemerkt. Und das fügt sich dann in das Bild ein. Und wenn das Bild nicht gut ist, dann war der Fotograf nicht nah genug dran.

 

Haben Sie Lieblingsmotive?

Das ist eine komplizierte Frage. Natürlich habe ich Lieblingsmotive. Lassen Sie es mich so sagen: Es ist der ganz einfache Mensch im Bild in seiner natürlichen Umgebung. So wie er „ist“, ungeschminkt, wahrhaftig und nicht manipuliert, ehrlich und natürlich. Am liebsten im ländlichen Raum. So gibt es fast bei jeder fotografischen Arbeit ein Lieblingsbild.

 

Provinz ist für mich kein negativer Begriff. Man nennt mich oft sogar den 'Provinzfotografen' oder den 'Fotografen vom Lande'. Für mich ist das eine Ehre.

Gerhard Weber
Porträt Gerhard Weber

60 Jahre Fotografien von Gerhard Weber. 30 Jahre in der DDR und 30 Jahre im wiedervereinten Deutschland. Wo liegen die Unterschiede und wo die Gemeinsamkeiten?

Ich habe das Gefühl, dass es mehr Gemeinsamkeiten gibt. Die Menschen im ländlichen Raum sind eben Menschen, die ganz „normal“ leben. Da spielt die Gesellschaftsordnung keine Rolle. Sie machen „ihr Ding“. Gerade auf dem Land, wenn sie ein bisschen Viehzeug, ein kleines Feld oder einen schönen Garten habe. Es wird heute so gearbeitet, wie vor Jahrzehnten. Der einzige Unterschied ist, dass dies jetzt auch auf dem Land immer weniger wird. Aber die Lebensweise, die man sich über Generationen angeeignet hat, die kulturelle Lebensweise, die kann man nicht so einfach abschalten, indem man einen Schalter umlegt und bekennt: "Ich bin jetzt vom Sozialismus im Kapitalismus angekommen.“ oder „Ich drehe den Schalter um und bin jetzt im Paradies.“ Das geht eigentlich nicht.

Eine große Auswahl seines Schaffens ist vom 26. März bis 31. Oktober 2024 auf der Burg Mildenstein zu sehen. Das Interview führte Andreas Walther. Der Text wurde dem Artikel "Gerhard Weber. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch" (veröffentlicht im Magazin Allerleirauh), mit freundlicher Genehmigung des Autors, entnommen.


Letzte Änderung: 24.01.2020

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