Weihnachten in Gefangenschaft

Schloss Nossen

1. Türchen

Sicher hatte sich die Gräfin Cosel die Weihnachtszeit 1716 etwas anders vorgestellt, als im Schloss Nossen eingesperrt zu sein und dabei auch noch krank zu werden. Immerhin gab es gutes Essen.

Zu den unbekannteren Kapiteln sächsischer Geschichte gehört, dass die berühmte Gräfin Cosel vor ihrer lebenslangen Gefangenschaft in Stolpen für ein paar Wochen im Schloss Nossen inhaftiert war. Unfreiwillig verbrachte die Gräfin die Weihnachtszeit des Jahres 1716 im Renaissanceschloss an der Mulde. Ab Ende November war sie im Südflügel der Anlage untergebracht. Die Zeit in Nossen war vor allem von ihrer Krankheit, möglicherweise einem Schlaganfall, geprägt. Bader und Ärzte waren ständige Gäste auf dem Schloss.

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Wie kam Gräfin Cosel nach Nossen?

Wir wissen aber auch, was der Gräfin in dieser Zeit zu Essen bereitet wurde. Ein Küchenzettel weist beispielsweise das Mittagsmenü für den 1. Dezember 1716, einen Dienstag, auf. Die Menüfolge macht uns auch heute noch Appetit. Demnach wurden in der Nossener Schlossküche folgende Gerichte zubereitet: Zunächst gab es eine Suppe von Sellerie mit 1½ Pfund Schöpsenfleisch (Hammelfleisch). Es folgten junge Hühner, gefüllt mit Krebsen und Karauschen (eine Karpfenart) mit Sertellensaft (Fischsoße aus Sardellen?). Schließlich wurde noch ein gebratener Kapaun (ein Masthahn) gereicht. Den Abschluss bildeten Artischocken.

 

 

Alles was von diesem reichhaltigen Mahl übrig blieb, erhielten Mägde und Diener als sogenannten Abhub. Viel wird die Cosel nicht gegessen haben. Auf das Abendessen verzichtete sie an diesem Tag offenbar ganz, weil es ihr nicht gut ging. Ihre Genesung schritt aber voran, so dass sie am 24. Dezember schließlich per Kutsche von Nossen nach Stolpen gebracht werden konnte.


Letzte Änderung: 16.02.2023