Hintergrund und Ausgangslage

 

Unser Klima ändert sich: steigende Temperaturen, Trockenheit und die Zunahme von Wetterextremen stellen auch für unsere Gärten und Parks eine enorme Herausforderung dar. Die Zukunft hat bereits begonnen, es ist Zeit zu handeln.

Mit dem vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderten Projekt „Klimawandel in historischen Gärten“ sollen die sächsischen Parks und Gärten am Beispiel des Großen Garten in Dresden und des Schlosspark Pillnitz besser auf den Klimawandel eingestellt werden. Das Vorhaben im Programm Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel arbeitet dafür in den Teilprojekten Boden-Wasser-Baum, Robotik und Kommunikation. Gemeinsam mit der TU Dresden, dem Barkhausen-Institut und der BTU Cottbus-Senftenberg sollen bis zum Projektende am 31.12.2024 Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel – also zur Steigerung der Resilienz – und zugleich Gegenmaßnahmen entwickelt werden.

Worum geht es?

Der Klimawandel ist schon lange ein brisantes Thema und mittlerweile für alle spür- und sichtbar. Das immer extremer werdende Wetter setzt unseren Gärten schwer zu. Seit 2018 fehlt in den tieferen Bodenschichten ein ganzer Jahresniederschlag, weil es weniger geregnet hat und die Niederschläge ungünstig verteilt waren.

Wenn nicht gehandelt wird, droht der Verlust der historischen Gärten als Kulturdenkmal sowie auch eine Verminderung ihrer Qualitäten und Leistungen als Erholungs- und Begegnungsorte, als Ökosysteme und Klimafaktor in der Stadt. Dieser Gefahr wird im Projekt mit verschiedenen Maßnahmen begegnet.

Blätter an Wurzeln: Wo ist das Wasser?

Der Klimawandel bedeutet neuartige Extreme für Temperatur und Wasserhaushalt. In den letzten Sommern haben wir es häufig gesehen: hängende, verfärbte oder vielleicht sogar abfallende Blätter und das mitten in der Vegetationszeit.


Die Gehölze verlieren an Vitalität, die Totholzproduktion nimmt zu, unsere Gärten leiden. Dürre ist ein Extrem, welches aus dem Mix von hohen Temperaturen und gleichzeitig ausbleibendem Niederschlag entsteht. 

Der Dürremonitor zeigte im Sommer 2022 erschreckend eindrucksvoll: die Zeichen stehen auf Rot.

Bestimmend für das Klima in Dresden ist die Lage im Elbtal mit bis zu 200 Meter hohen Seitentälern. In Tallage und in Stadtnähe liegen die mittleren Temperaturen im Großen Garten um zwei bis vier Grad höher als im Hochland. Die Niederschlagsmengen sind dagegen um einiges niedriger als im Umland. Eine denkbar ungünstige Kombination, wenn wir in die Zukunft schauen. 

Für Sachsen ergibt sich nach heutigem Kenntnisstand ein mittlerer Temperaturanstieg von etwa zwei bis drei Grad bis 2100 gegenüber der Referenzperiode 1981 bis 2000. Bereits die letzten Jahre verzeichnen einen Anstieg der Jahresmitteltemperatur. Lag der vieljährige Mittelwert der Lufttemperatur im Zeitraum von 1961 bis 1990 noch bei 9,3 °C, stieg er im Zeitraum von 1991 bis 2020 auf 10,3 °C an (Klimamessstation Dresden-Strehlen). Die letzten Jahre zeigen, dass sich diese Entwicklung verstärken wird. Nachdem bereits das Rekordwärmejahr 2018 mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 11,1 °C (Klimamessstation Dresden-Klotzsche) erstmals die 11-Grad-Marke überschritten hatte, war das Jahr 2019 mit 11,2 °C Jahresmitteltemperatur nochmals wärmer.

Und auch die Niederschläge zeigen einen negativen Trend: Im Zeitraum von 1961 bis 1990 lag der vieljährige Mittelwert der Niederschläge noch bei 633 mm, im Zeitraum von 1991 bis 2020 sank er um 79 mm auf 554 mm (Klimamessstation Dresden-Strehlen). Besonders für die letzten fünf Jahre war die anhaltende Trockenheit prägend.

Viel zu schönes Wetter?

Auch die Sonnenstunden verzeichneten 2020 eine Zunahme von über 23 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode. Diese „sonnigen Aussichten“ führen in Kombination mit steigenden Temperaturen zu einem Sättigungsdefizit. Kurz gesagt: die Atmosphäre hat Durst. 

Weiterhin äußert sich der Klimawandel in der Zunahme von Extremereignissen wie Starkregen (Zunahme um 18 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode) oder Stürmen.

Was tut der Park für mich?

Unser Klima verändert sich, das ist sicher. Es wird wärmer, trockener und die Folgen werden sich auf unsere Natur und Umwelt auswirken. In diesem Kontext nehmen unsere Parkanlagen und Grünflächen eine besondere Rolle ein. 

Grünflächen, Parks oder Gärten reduzieren den CO2-Anteil in der Luft sowie die Umgebungstemperatur und bringen uns noch mehr Vorteile, indem sie sogenannte „Ökosystemleistungen“ erfüllen. Denn sie sind Orte der Erholung, Hotspots für den Tourismus, Refugien der Artenvielfalt, lebende Kunstwerke und unersetzbare Sacharchive der kulturgeschichtlichen und botanischen Forschung. Als Teil der grünen Infrastruktur in Städten bieten sie uns zudem viele soziale und psychologische Vorteile. Im Kontext Klimawandel sind besonders ihre Kühlwirkung sowie ihre Funktion als Wasserspeicher bei Niederschlägen und Starkregen hervorzuheben. Parks und Gärten wirken dabei wie ein Schwamm, der gleichzeitig auch Filter für Feinstaub ist. Das heißt, Grünflächen erhöhen die Luftqualität und produzieren Frischluft.

Parks und Gärten leisten also einen immensen Beitrag zu einer lebenswerten Stadt als auch Beiträge zum Klima- und Naturschutz.

Die Zukunft des Parkgrüns

Historische Gärten sind Teil unseres kulturellen Erbes und die Gehölze ihr Kapital. Nun werden sie in ihren Funktionen und ihrem Wert als Denkmal durch den Klimawandel geschädigt.

Die Anlage und Konzeption historischer Parks basieren auf Gestaltungsidealen, die vergangene Epochen und zurückliegende Jahrhunderte wiederspiegeln. Der gesetzlich festgeschriebene Auftrag der Erhaltung, Pflege und Bewahrung der Gartendenkmäler erfordert jedoch neue Herangehensweisen im Umgang mit den Folgen des Klimawandels. 

Nun ist es unsere Aufgabe, diese lebenden, vielfältigen Kunstwerke zu schützen und sie mit geeigneten Maßnahmen auf klimatische Änderungen vorzubereiten. Der Park braucht Fürsorge. Folglich müssen wir handeln. Mit den Maßnahmen im Projekt möchten wir Wege für einen zukunftsweisenden Umgang aufzeigen, Maßnahmen erproben und im Spannungsfeld zwischen Erhalt des Gartendenkmals und Anpassung an den Klimawandel navigieren.

Die Natur wird sich anpassen an den Klimawandel. Jetzt müssen wir Menschen es noch tun.

Dr. Claudius Wecke

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Letzte Änderung: 29.01.2024