Schloss Moritzburg – Geschichte in fünf Episoden

Ein Jagdhaus am Sumpf

Seit dem späten Mittelalter ist der nördlich von Dresden gelegene Friedewald ein beliebtes Jagdrevier der wettinischen Landesherren. Anfangs werden die Unterkünfte bei Jagden noch improvisiert, doch damit möchte sich der Herzog und spätere Kurfürst Moritz von Sachsen (1521–1553) nicht mehr zufriedengeben: ein richtiges Jagdhaus soll her. Nahe des Dorfes Eisenberg (heute Moritzburg), am Rande eines Sumpfgebietes, lässt er von 1541 an ein Gebäude mit umlaufenden Wehrbauten errichten: die „Moritzburch“. Es ist der Vorgängerbau des heutigen Schlosses.

Sommer, Sonne, Fest für die Mätresse

 

Am 14. August 1718 reist Maria Magdalena von Dönhoff mit großem Gefolge in Moritzburg an. Kurfürst August der Starke erwartet seine geschätzte Mätresse bereits: Für die nächsten drei Tage hat er ihr zu Ehren ein opulentes Sommerfest vorbereitet. Wasserjagden, Schauspiel und Musik, Festessen und Feuerwerk – unter August wird das alte Jagdhaus zum „außerehelichen Lustort“. Nicht so lustig für die Tierwelt: allein in den drei Augusttagen werden über 330 Enten, 179 Rothirsche, 27 Wildschweine, 20 Gänse, 18 Rehe, 1 Hase und 1 Fuchs geschossen.

Der große Umbau

August der Starke nutzt das alte Jagdhaus Moritzburg häufiger für Jagden und Feste, doch seinen Ansprüchen ist es längst nicht mehr gewachsen. Immerhin ist er nicht nur sächsischer Kurfürst, sondern auch König von Polen. Ab 1703 zeichnet er erste Skizzen für eine Erweiterung zur Schlossanlage. Der tatsächliche Umbau beginnt wegen Kriegswirren erst 20 Jahre später, dann aber richtig: Die Türme werden überformt und teilweise neugebaut, das Jagdhaus durch eine vierflügelige Anlage überblendet, der Teich um das Schloss ausgeschachtet und die Innenausstattung komplett neu geschaffen. Das Schloss erhält seine heutige Form.

 

Das letzte Königsschloss der Wettiner

Bis zum 20. Jahrhundert ist Schloss Moritzburg nie dauerhaft bewohnt. Es dient als Quartier für einzelne Jagd- und Festausflüge der sächsischen Fürsten, ihrer Familien und Gäste.

Nach dem Ersten Weltkrieg muss der sächsische König abdanken. Seine Besitztümer, auch die Immobilien, gehen fast vollständig an den neuen Freistaat Sachsen über. Nicht so Schloss Moritzburg: Das erhält er nebst einigen Ländereien, Barvermögen und Kunstschätzen als „Fürstenabfindung“. Sein jüngster Sohn Prinz Ernst Heinrich (1896–1971) bezieht das Schloss 1924 als Wohnsitz. Da an die Abfindung die Bedingung geknüpft ist, das Schloss an 150 Tagen im Jahr der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, erfolgt in dieser Zeit eine erste „museale Überformung“ einiger Gebäudeteile.

Barockmuseum und Märchenkulisse

Nach dem Zweiten Weltkrieg – die Wettiner hatten vor der Roten Armee fliehen müssen – geht auch Schloss Moritzburg in Staatseigentum über. Die Ausstattung wird teils in die Sowjetunion verschleppt, teils zerstört. Trotzdem eröffnet das Schloss schon 1947 als Museum für Möbel und Gemälde des Barock. Für die Museumsangestellten richtet man Dienstwohnungen im Schloss ein, deren Reste bis heute im Küchenturm erhalten sind.

Zu DDR-Zeiten avanciert das Schloss außerdem zur märchenhaften Filmkulisse: Sowohl „Sechse kommen durch die Welt“ (DDR 1972) als auch „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (DDR/ČSSR 1973) werden hier gedreht und machen das Schloss überregional bekannt.

 


Letzte Änderung: 25.08.2020