Burg Gnandstein – Geschichte in drei Episoden

Luther ist toll!

Die Familie von Einsiedel auf Gnandstein zählte zu den ersten sächsischen Adligen, die sich offen zur Reformation bekannten. Bereits 1519 stand Haubold von Einsiedel offiziell im Dienst der Reformation. 1520 begegnete der Luther-Anhänger in Eilenburg Martin Luther sogar persönlich. Nach Haubolds Tod 1522 übernahmen dessen Halbbrüder Heinrich Hildebrand und Heinrich Abraham den Besitz. Beide unterstützten die Reformation, was zu Problemen mit dem streng katholischen Landesherrn Herzog Georg dem Bärtigen führte. Einen Höhepunkt erreichte der Konflikt, als Herzog Georg die Einsiedels aufforderte, ihre evangelischen Priester zu verjagen.

Schon 1525 hatte der Gnandsteiner Pfarrer in deutscher Sprache gepredigt und seine Verlobte geheiratet. In den Augen eines Katholiken eine ungehörige Sache! Nun sollten die Einsiedels wieder katholische Pfarrer einsetzen, einen Bischof um Absolution bitten und sich mit dem Stiften von Messen, dem Hören der Predigt und Beichten als gute Katholiken beweisen. Bei weiterem Ungehorsam hätten sie ihre Besitzungen verkaufen und das Land verlassen müssen. Die Familie beugte sich und entließ den Gnandsteiner Pfarrer – sehr zum Unwillen Luthers. Die Gnandsteiner Untertanen besuchten daraufhin die Gottesdienste in den Nachbarorten, die im Kurfürstentum Sachsen lagen, wo der evangelische Glaube schon zugelassen war. 1541 bezeichnete Martin Luther die Familie von Einsiedel als „ein seltsames und einzigartiges Licht im Dunkel jenes sehr verworrenen Adels dieses Jahrhunderts.“ Erfahren Sie mehr...

 

Ein freundliches Schloss

Theodor Körner, der berühmte Dichter und Freiheitskämpfer, machte im Jahr 1813 Station auf Burg Gnandstein. Burgherrin war damals Emma Juliane (gen. Julie) von Einsiedel. Beide kannten sich sehr gut, denn nach dem frühen Tod der Eltern lebte Emma Juliane als Pflegekind im Hause der befreundeten Familie Körner in Dresden. Im Alter von 22 Jahren heiratete sie Alexander von Einsiedel. Das Paar siedelte auf die Burg Gnandstein über.

Ihr Pflegebruder Theodor hatte sich 1813 dem Lützowsches Freikorps, einem Freiwilligenverband der preußischen Armee, angeschlossen, um gegen die Napoleonische Herrschaft in Sachsen zu kämpfen. Nachdem er bei Kitzen schwer verwundet worden war, musste Körner fliehen. Auf dem Weg nach Karlovy Vary (Karlsbad) kam Körner auch bei seiner Pflegeschwester in Gnandstein unter. Aus Dankbarkeit für die freundliche Aufnahme widmete er ihr folgenden Vers:

Sei gegrüßt du freundliches Schloss, wo die Schwester mir weilet, Die mit melodischem Ton lieblich den Wandrer begrüßt. Süß wie die Frühlings Pracht auf der Flur mich umfangen, So an des Gatten Herz blüh‘ ihr ewiger Lenz.

Theodor Körner
Porträt Theodor Körner

Es war nur ein kurzes Wiedersehen. Und es sollte das letzte sein. Wieder genesen kehrte Körner aus Böhmen ins Kampfgeschehen zurück. Bei einem Gefecht in den frühen Morgenstunden des 26. Augusts 1813 wurde der Dichter bei Gadebusch (Mecklenburg-Vorpommern) von einer feindlichen Kugel tödlich getroffen.

Sammelleidenschaft aus Tradition

Dank der Schenkung einer Sammlerfamilie, übrigens ehemalige Besitzer einer Leipziger Tabakfabrik, ist die Burg Gnandstein zur Herberge einer außergewöhnlichen Sammlung geworden. Die Sammelleidenschaft der Familie Groß galt ganz unterschiedlichen Dingen: Porzellan und Keramik, Zinn, Silber, Messing, Möbel, Uhren, Gemälde, Glas, Grafiken und Plastiken aus über 700 Jahren! Es fällt schwer, bei dieser Vielzahl qualitativ hochwertiger Sammlungsstücke besondere Objekte zu benennen.

Die zweifellos größten Schätze birgt die Gemäldesammlung. Unter den über 70 Gemälden befinden sich Werke von Jan Breughel d. Ä., Adrian van der Venne, dem Meister mit dem Papagei, Frans de Hülst oder den Gebrüdern Bemmel. Erfahren Sie mehr...

 


Letzte Änderung: 25.08.2020