Curt hat einen Vogel
Er trank aus Tassen des feinsten Meissener Porzellans und sang mit Vorliebe Schlager. Kam man ihm zu nahe, biss und kratzte er gerne. Die Rede ist von Papel, einem alten grünen Papagei, der einst auf Burg Kriebstein zuhause war.
Was mag wohl seine Frau dazu gesagt haben? Statt der dringend benötigten Singer-Nähmaschine für seine Gattin, brachte der Burgherr Curt von Arnim einen krächzenden Papagei aus der Stadt mit nach Hause.
Offenbar durfte der unerwartete Neuzugang bleiben, denn er bekam den Namen „Papel“ und wurde zum Liebling des Burgherrn.
Papel war drollig, nett war er allerdings nicht: er kratzte, biss und hackte jeden, der sich ihm näherte – mit einer Ausnahme: der kleinen Ada, eine Enkelin von Curt.
Sie durfte ihn sogar kraulen. In ihren Aufzeichnungen schrieb sie, dass der Papagei zum Kaffeetrinken eine eigene kleine Tasse aus Meissener Porzellan mit Zwiebelmusterdekor bekam.
Aus dieser trank er „ganz manierlich“, indem er sie mit den Krallen zum Schnabel führte. Danach ließ er sie fallen, was meistens Scherben gab. Curt von Arnim hatte deshalb immer einen Vorrat an „Papeltassen“ im Haus.
Hin und wieder gab Papel auch kleine Konzerte. Er sang nicht viel und nicht schön, aber immerhin! Zu seinem Repertoire gehörten „Fischerin, du Kleine“, „Gott ist tot, Jule frisst das Dreierbrot“ und „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst“.
Letzte Änderung: 29.02.2024
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