Das ganze Jahr Johannisbeeren

Schloss Moritzburg

11. Türchen

Die Tafel in Schloss Moritzburg im November 1728 war voller Köstlichkeiten: Sauerkraut, Pökelrindfleisch oder Johannisbeertorte. Johannisbeeren? Und das im November? 

August der Starke würde Augen machen, wenn er durch einen modernen Supermarkt laufen würde: Dosenananas, Tiefkühlobst, lange Kühltheken mit Käse oder Wurst. Im 18. Jahrhundert kaum denkbar. Schon allein, weil die technischen Voraussetzungen fehlten. Doch ein Moritzburger Mittagsmenü aus dem Jahr 1728 zeigt: Auch damals gab es zahlreiche Möglichkeiten, Nahrungsmittel länger haltbar zu machen. 

 

Ein „abgehobener Wildschweinkopf“

So findet sich beispielsweise „abgehobener Wildschweinkopf“ in der Liste. Das Wildschwein hielt sich jedoch nicht für etwas Besseres, sondern wurde von einer vorherigen Tafel „abgehoben“, also nicht frisch für diesen Tag gekocht. Speisen, die zu vorherigen Mahlzeiten nicht gegessen wurden, konnten teilweise im Zehrgarten aufbewahrt werden. Das waren Kellerräume, die entweder durch ihre Lage natürlich kühl gehalten oder mit Eis aus umliegenden Gewässern heruntergekühlt wurden.

Pökeln, Räuchern, Fermentieren

Zwei weitere, heute noch bekannte Konservierungsmethoden für Fleisch finden sich ebenfalls auf der Tafel wieder. Es gibt Pökelrindfleisch, also mit Salz haltbar gemachtes Fleisch, und geräucherte Rinderzungen. Hier sorgt Rauch für eine verlängerte Haltbarkeit.

Auch Sauerkraut ist Teil des Mittagessens. Das Kraut wird durch Milchsäurebakterien konserviert und kann so unabhängig von der Saison des Produkts verspeist werden.

Johannisbeertorte

Und schließlich die Johannisbeertorte. Johannisbeeren haben eigentlich von Juni bis August Saison. Die Hofküche nutzt deshalb im November 1728 „eingemachte Johannisbeeren“, wie die Akte verrät. Die Torte wird also quasi mit Johannisbeermarmelade befüllt.

Klingt lecker? Wie wäre es mit einem historisch-kulinarischem Experiment? 

Auch wenn wir nicht genau wissen, wie die „Tortten von eingemachten Johannis-beeren, garnirt mit gebackenen Schnee-bällen“ für die Tafel zubereitet wurden, können wir doch Vermutungen anstellen. Der Teig der Torte ist vermutlich ein Mürbteig. Und auch für die Schneebälle finden sich Hinweise:

 

 

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Rezept zum Nachbacken

Wer es historisch besonders akkurat möchte:

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Schneebälle


Letzte Änderung: 16.02.2023