Truhen, Laden & Koffer

 

Sichere Aufbewahrung und Transport von eigenem „Hab & Gut“ beschäftigt die Menschheit seitdem es Eigentum gibt. So ist es auch nicht erstaunlich, dass sich eine große Anzahl an Laden und Truhen in der Sammlung der Burg Mildenstein befinden. Besonders viele Innungsladen sind über die regionalen Sammlungen der Heimatmuseen Waldheim, Roßwein und Döbeln nach Leisnig gekommen. Mit der Gründung des Kreismuseums auf der Burg Mildenstein gingen die Bestände hier in den 1950er-Jahren in einen Gesamtbestand auf. Auch der Leisniger Geschichts- und Altertumsverein, der ab 1890 seine Sammlung auf der Burg Mildenstein präsentierte, hat einige Aufbewahrungsmöbel zusammengetragen. Eine Auswahl der Sammlung haben wir auf museum-digital bereitgestellt.

Die Innungsladen

Eine Sonderform unter den Truhen bilden die Innungsladen, auch Zunfttruhen genannt. In einer Innung oder Zunft organisierten sich Handwerker eines Gewerks und Ortes, um sich vor Konkurrenz zu schützen und eigene Interessen durchzusetzen. Die ersten Innungsladen entstanden wahrscheinlich mit der Bildung von Innungen und Zünften im Hochmittelalter. In ihnen wurden die wichtigsten Dokumente der Innung aufbewahrt. Dazu gehörten die Innungsstatuten oder -artikel, das Meisterbuch, das Rechnungsbuch und das Aufdingbuch. Zur Aufbewahrung des Siegelstempels und der Innungskasse, auch „Büchse“ genannt, wurde die Beilade der Innungstruhe benutzt. Kundschaften (Gesellenzeugnisse) und Gesellenbücher wurden solange aufbewahrt wie der Geselle für die jeweilige Innung tätig war.

Die Innungslade war das Herzstück jeder Innung. Sie wurde bei Versammlungen zentral aufgestellt und mit dem Öffnen der Truhe galt die Versammlung ebenfalls als „eröffnet“. Zum Öffnen der Lade wurden zwei bis vier Schlüssel benötigt. Diese Schlüssel besaßen verschiedene Innungsmitglieder. Damit sollte verhindert werden, dass sich ein Mitglied allein an der Truhe und deren Inhalt vergehen konnte. 

Die Truhen

Die ersten Truhen im Mittelalter wurden aus einem ganzen Baum geschlagen. Geschmiedete Eisenbänder verhalfen dem Baumstück zu Stabilität und schützten das Verwahrgut im Inneren. Eine sogenannte Einbaumtruhe hat sich in der Mildensteiner Sammlung aus dem Jahr 1278 erhalten. Sie wurde ursprünglich als „Gotteskasten“ in der Kirche in Glasten (bei Oschatz) verwendet.

 

Zum Schutz vor Feuchtigkeit und Ungeziefer wurde die Truhe nachfolgend auf Pfosten gestellt. Diese „Stollen“ gaben der Stollentruhe ihren Namen. Oftmals zeichnen sich Stollentruhen durch ihre regelmäßigen senkrecht und waagerecht angebrachten Eisenbänder aus. Diese dienten neben ihrer Funktion des Zusammenhaltens des Truhenkörpers der Dekoration. Als Prunkmöbel waren sie Präsentationsobjekt eines adeligen, geistlichen oder reichen städtischen Haushalts. Im Bestand der Burg Mildenstein befindet sich eine Frontstollentruhe, die in der Fürstenstube des Herrenhauses ausgestellt ist. 

 

 

Ebenso haben sich eine Vielzahl von Bauerntruhen erhalten. Diese kastenähnlichen Möbel mit Deckel und zumeist bunter floraler Malerei waren im 18. Jahrhundert beliebt, um Kleidung und andere Kostbarkeiten zu verwahren. Besonders zur Hochzeit war es Brauch, die Aussteuer der Braut in einer Hochzeitstruhe der frisch Vermählten mitzugeben. Diese Truhe trug dann die Initialen der Braut und gegebenenfalls des Bräutigams sowie das Jahr der Vermählung. Nachdem Schrank und Kommode die Truhe ablösten, kamen Bauerntruhen aus der Mode. Sie wurden häufig noch zur Aufbewahrung des Getreides oder ähnlichem verwendet.

Koffer & Gepäck

Wenn einer eine Reise macht, dann … Ja, dann braucht er einen Koffer! Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Nur die Form und das Aussehen des Gepäcks haben sich über die Jahrhunderte an die jeweils neuen Mobilitätsformen angepasst. Im 18. Jahrhundert konnte eine Reise mit Hilfe von Kutschfahrten unternommen werden. Das ausgebaute Netz von Poststationen machte eine Kutschreise in der Mitte des 18. Jahrhunderts relativ einfach möglich. In Koffertruhen und Kutschenkoffern konnte das Reisegepäck verwahrt und transportiert werden. Die oftmals mit Leder bezogenen Deckel ließen das Regenwasser gut ablaufen und die Wäsche trocken am nächsten Ort ankommen.

Für gehobenere Ansprüche kam ein Reisenecessaire in Frage. Mit vielen Fächern und Schubladen und zumeist reich dekoriert, bot es Platz für die Reisetoilette oder auch für Schreibzeug, Papier und sonstige Kostbarkeiten. Ein sagenumwobenes Stück befindet sich auch in der Mildensteiner Sammlung. So soll ein messinggeprägter mit Papierarbeiten geschmücktes Reisenecessaire einst Napoleon gehört haben.

Im 19. Jahrhundert führen der Ausbau der touristischen Infrastruktur und das nötige Kleingeld bei den Reisenden zum Anstieg der Reisetätigkeit. Reisen mit dem Schiff oder der Bahn bringen wieder neue Koffertypen auf den Markt. Der Überseekoffer und das Bahngepäck werden geboren. Ende des 19. Jahrhundert sprießen Kofferfabriken wie Pilze aus dem Boden. 

Der Handkoffer, mit einem Henkel und leicht tragbar, ist aus dem 20. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken und wird zum Alltagsgegenstand für die Massen. 

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Letzte Änderung: 15.06.2021