Unsere Häuser und Gärten – Geschichte in fünf Episoden

Die Last der leeren Schlösser

Den wettinischen Fürsten und Königen von Sachsen sind die alten Schlösser schon lange zur Last geworden. Sie residieren in Dresden. Nach Nossen, Colditz, Rochlitz, Leisnig, ja selbst auf die Meißner Albrechtsburg kommen sie kaum noch. Trotzdem kostet es Unsummen, diese großen Häuser zu unterhalten, in denen nur noch einige Angestellte der Amtsverwaltungen arbeiten.

Seit dem 18. Jahrhundert findet man deshalb eine neue Nutzung, die irgendwie naheliegt: Aus den gut befestigten Schlössern werden Gefängnisse – oder geheime Fabriken wie die Porzellanmanufaktur Meissen.

 

Altes Inventar der Residenzen wird verkauft, die großen Säle und Appartements werden zu kleinen Zimmern und Zellen umgebaut. Armenhäuser, Psychiatrien, Besserungs- und Haftanstalten quartieren nun gesellschaftliche Randgruppen elend dort ein, wo vordem Fürsten protzten.

Auf die Barrikaden!

Dass 1830 die Bürger in Sachsen gewaltsam rebellierten, ist heute kaum bekannt. Doch der Aufstand erzwingt 1831 die konstitutionelle Monarchie. Eine Verfassung schränkt nunmehr die Macht des Königs ein. Zwischen staatlichem und dem familiären Besitz der Wettiner wird künftig unterschieden!

Seit 1831 sind alle vorher wettinischen Schlösser in Sachsen Staatseigentum! Dort, wo die Wettiner wohnen und residieren, in Dresden, Pillnitz und Moritzburg, werden ihnen die Schlösser neu überlassen. Alle Schlösser, in denen sich Gefängnisse, Krankenhäuser, staatliche Fabriken etc. befinden, verwaltet man künftig direkt aus dem Finanz- oder dem Justizministerium – und in einigen von ihnen werden erste kleine Heimatmuseen eingerichtet.

Macht Euern Dreck alleene

Friedrich August III.
Porträt König Friedrich August III mit Pickelhaube

So verabschiedet sich angeblich der letzte sächsische König 1918 von der Macht und ins Exil. Die Revolution hat gesiegt – und kassiert gleich alle wettinischen Schlösser ein. 1924 einigt sich der neue Freistaat Sachsen mit den alten Herren: Schloss Pillnitz und das Residenzschloss Dresden fallen an die Republik. Die Wettiner erhalten Moritzburg und zahlreiche Kunstwerke.

Prinz Ernst Heinrich, ein Sohn des letzten Königs, vertritt die Familie und zieht selbst in Moritzburg ein. Der Vertrag mit dem Freistaat verpflichtet die Wettiner, das Schloss für Besucher offen zu halten. Und so plant Ernst Heinrich dort eine moderne Präsentation der wettinisch gebliebenen Schätze.

"Die Russen kommen"!

Millionen Tote und eine völlig zerstörte Kulturlandschaft, das ist die Bilanz der deutschen Angriffe seit 1939. Jetzt kehrt der Krieg zurück. Auch in Sachsen denkt man darüber nach, die wertvollen Kunstschätze der großen Sammlungen zu sichern. Schlösser und Burgen scheinen dafür geeignet. In Meißen, Rochlitz und Weesenstein etwa befinden sich seit 1943 die wichtigsten Kunstwerke des Landes. Dresden und mit ihm sein Schloss, seine Prachtbauten und das wunderbare Palais im Großen Garten versinken im Februar 1945 im Inferno des Bombenterrors.

 

Die staatlichen Schlösser und Burgen bleiben ansonsten von Zerstörungen weitgehend verschont. Aber die sowjetischen Trophäenkommissionen kassieren nach dem Sieg alle Kunstgegenstände und Möbel, die sie transportieren können. Auch Moritzburg und Pillnitz verlieren jetzt ihr wertvolles Inventar.

Bodenreform, Mangelwirtschaft und eine Friedliche Revolution

1946 werden alle „Gutsbesitzer“ in der sowjetischen Besatzungszone enteignet und vertrieben, ihre Schlösser geplündert, einige sogar abgerissen oder gesprengt. Entgegen den administrativen Weisungen versucht die sächsische Denkmalpflege zu retten, was zu retten ist.

Nach der Gründung der DDR fallen alle der alten Schlösser und Burgen an kommunale und staatliche Verwaltungen – ganz gleich, ob sie vorher wettinisch, staatlich oder im Eigentum von Gutsbesitzern gewesen sind. Und mit den häufig sehr begrenzten Möglichkeiten vor Ort versucht man engagiert, die von Verfall und baulicher Vernachlässigung bedrohten Objekte über die Zeit zu bringen.

 

 

Erst die friedliche Revolution von 1989 ändert alles. Die kulturell und baulich bedeutendsten Schlösser, Burgen und Gärten werden 1992 wieder in staatliche Hand übernommen und seitdem baulich und museal in denkmalpflegerischem Sinne saniert.


Letzte Änderung: 25.08.2020