Nadeletui aus Stroh

Fasanenschlösschen bei Moritzburg

17. Türchen

Warum die Nadel im Heuhaufen suchen, wenn man sie in einem Etui aus Stroh aufbewahren kann? Das Material eroberte Europa im 18. Jahrhundert im Sturm.

Auf den ersten Blick kommt dieses Objekt einem bunten Knallbonbon sehr nahe. Doch das gerade mal 9 cm kleine Döschen diente dem Halten von Nadeln. Der Clou: es ist mit kleinteiligen Einlegearbeiten aus Stroh verziert.

 

Diese Technik, die sogenannte Strohmarketerie, fand ihren Ursprung höchstwahrscheinlich in Italien im 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert erlebte sie in ganz Europa eine Blütezeit. Mit dem steigenden Interesse begann man, eigens dafür ausgewählte Getreidepflanzen anzubauen.

Verwendet wurde meist Roggen- oder Weizenstroh, welches sich in seiner Farbe, Stärke und Robustheit voneinander unterscheidet. Was vorher noch als Abfall galt, wurde nun nach dem Ernten in feine Streifen aufgespalten, geglättet und eingefärbt.

 

Um daraus ein Motiv oder Ornament zu kreieren, werden einzelne Strohhalme zu sogenannten Furnierblättern zusammengesetzt. Anschließend werden diese entweder zunächst auf Papier oder direkt auf eine Form aus Holz aufgeklebt und zurechtgeschnitten. Heraus kamen kunstvolle Galanteriewaren wie dieses Nadeldöschen, das heute in der Sammlung des Fasanenschlösschens aufbewahrt wird.

 


Letzte Änderung: 09.02.2022