Still ruhen die Wettiner

Tür zum Mausoleum im Klosterpark Altzella

Türchen #6

Eine mächtige Holztür versperrt den Weg. Doch mit einem großen Schlüssel verschaffen wir uns heute Zutritt. Dahinter liegt, was das Zisterzienserkloster Altzella im Mittelalter so bedeutend gemacht hat: die Grablege der Wettiner … bzw. das, was davon noch übrig ist.

Hinter der Tür des kapellenartigen Gebäudes im Klosterpark Altzella befinden sich vier mittelalterliche Grabmäler. Sie zeigen den Klosterstifter Otto den Reichen, seine Ehefrau Hedwig von Brandenburg sowie die beiden Söhne Albrecht den Stolzen und Dietrich den Bedrängten – allesamt Angehörige der wettinischen Herrscherfamilie.

 

Im Mittelalter schmücken sie als Grabplatten die fürstlichen Hochgräber im Chor der damaligen Klosterkirche. Die Altzellaer Mönche sollen hier direkt an den Gräbern für das Seelenheil der Verstorbenen beten. Das macht Altzella damals zu einem geistlichen Zentrum der wettinischen Herrschaft und bringt dem Kloster reiche Spenden ein.

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Begräbnistradition in Altzella

Doch schon seit dem 15. Jahrhundert lassen sich die Wettiner in Meißen bestatten. Und als man mit der Reformation 1539 das Kloster Altzella sogar ganz auflöst, verfallen nicht nur Kloster und Kirche, auch die wettinische Grablege gerät in Vergessenheit.

Erst hundert Jahre später erinnern sich die Wettiner. Sie lassen die verfallene Grabstätte sichern und beginnen mit dem Bau einer neuen Kapelle über den obdachlos gewordenen Gräbern der Ahnen. Aber es wird noch einmal fast hundert Jahre dauern, bis Kurfürst Friedrich August III. den Bau 1787 vollenden kann. Zur Kapelle geweiht wird das Gebäude nie, korrekt nennt man es Mausoleum.

 

Durch die Wiederherstellung ihres Grabmals hat Friedrich August III. aus Frömmigkeit das Andenken an diejenigen, deren Gebeine diese Erde bedeckt, erneuert. 1787.

Übersetzung der Bauinschrift am Mausoleum

Wie auch immer: Wind und Wetter, vermutlich auch die Zerstörungswut preußischer Soldaten, haben dem weichen Stein der Grabmäler zugesetzt. Und dennoch lohnt der Blick hinter die mächtige Holztür auf die mächtigen Wettiner des Mittelalters.


Letzte Änderung: 01.02.2021