Das letzte Stadttor
Das Ziegeltor in der Festung DresdenTürchen #4
Es rasselt die Kette, knarzt das Holz und – rumms – kracht die Zugbrücke herunter! Heute öffnen wir das älteste erhaltene Stadttor Dresdens.
Mitten im Herzen der Stadt, doch gut versteckt: Unter der Brühlschen Terrasse wartet ein mächtiges Tor darauf, durchschritten zu werden: das Ziegeltor. Über 450 Jahre steht es schon hier!
So funktioniert die Toranlage
Um 1550, als das Ziegeltor gebaut wird, ist Dresden gerade mal so groß wie die heutige Altstadt. Ein fester Mauerring umgibt das damalige Stadtgebiet. Hinein und hinaus geht es nur durch die wenigen Stadttore – und das auch nur tagsüber. Denn pünktlich eine Stunde nach Sonnenuntergang schließen sich alle Stadttore quietschend…
Ansicht von Dresden mit Ziegeltor, 1570
Torschlusspanik
So mancher bekommt da vielleicht „Torschlusspanik“: Wenn das Stadttor einmal geschlossen ist, dürfen Zuspätkommende nicht mehr eingelassen werden. Sie müssen in der unsicheren Gegend vor den Toren der Stadt übernachten. Nur hohe Herrschaften dürfen die Tore ausnahmsweise auch nachts passieren.
Erst bei Tagesanbruch öffnen sich die Tore wieder, um Fußgänger und Fuhrwerke – nach sorgfältiger Kontrolle – durchzulassen. Bei zwielichtigen Gestalten achten die Wachleute übrigens besonders auf die Ohrläppchen. Wenn sie geschlitzt sind, handelt es sich um einen „gerissenen“ Menschen, ein „Schlitzohr“ – und diese erhalten in der Regel keinen Zutritt.
Wie man zum „Schlitzohr“ wird
Als man die Stadtbefestigung Ende des 16. Jahrhunderts erweitert, verliert das Ziegeltor seine Funktion. Es wird überbaut und von Stein- und Erdschichten überdeckt. Inzwischen wieder freigelegt, kann man das letzte Dresdner Stadttor als Teil von Festung Xperience jetzt neu erleben. Aber aufgepasst, die Pestärzte lassen nicht jeden durch…
Letzte Änderung: 01.02.2021