Eine Tiefgarage für Pferde

Die Tür zum Pferdestall von Schloss Nossen

Türchen #13

Um zu diesem Türchen zu gelangen, muss man eine lange Treppe im Schloss Nossen hinabsteigen. Die Stufen sind viel zu breit für Menschen, mit gutem Grund: diese Treppe war einst für Pferde gedacht!

Hinter einer großen Holztür am Ende einer langen Treppe befand er sich: der Pferdestall von Schloss Nossen. Über dem Portal ist noch das kursächsische Wappen zu erahnen. Es erinnert an den Bauherrn Johann Georg I. Daneben verstecken sich die Reste einer Jahreszahl. Man könnte sie als 1627 deuten.

Ab 1627 also ließ Johann Georg I. den prächtigen Südflügel, eigentlich ein Schloss im Schloss, errichten. Hier sollte sein Gefolge unterkommen, wenn der Kurfürst in Nossen weilte, um in den umliegenden Wäldern auf die Jagd zu gehen.

 

Beim Bau dieser Unterkunft achtete man auf Bequemlichkeit und so integrierte man auch eine „Tiefgarage für Pferde“. In der riesigen Säulenhalle im Kellergeschoss hatten bis zu 40 Tiere Platz. In den Geschossen darüber nächtigten sächsische Herren und Damen.

Die Größe des alten Pferdestalls lässt sich heute nur noch schwer nachvollziehen, denn schon Ende des 17. Jahrhunderts verlor Nossen seine Rolle als beliebtes Jagd- und Reiselager der Wettiner. Aus dem Südflügel wurde erst das sogenannte Amtshauptmanngebäude, später eine Strafanstalt, schließlich eine „Landesanstalt für schwachsinnige Mädchen“. Der Pferdestall wurde zu Küche, Speisesaal und Gebetsraum umfunktioniert. Die heutige Struktur mit vielen kleinen Kellerabteilen zeugt von den Mietern, die im 20. Jahrhundert Wohnungen im herrschaftlichen Bau bezogen.

Inzwischen steht das gesamte Gebäude leer. In wenigen Jahren jedoch soll darin ein neues Museum eröffnet werden.


Letzte Änderung: 01.02.2021