Ein Klo für den König

Ein besonders stilles Örtchen auf Burg Kriebstein

Türchen #12

Auf dem Dachboden von Burg Kriebstein lehnt an einer Mauer eine alte Holzwand mit einer kaputten Tür. Sie ist braun und etwas schmutzig und an ihren Rändern zeichnen sich sonderbare Muster ab. Was hat es mit diesem seltsamen Türchen auf sich?

Als sich 1910 der sächsische König Friedrich August III. für einen Besuch auf der Burg Kriebstein anmeldet, gerät man in Aufregung. Was, wenn der König einmal aufs stille Örtchen muss? Auf der Burg gibt es nur die alten luftigen Aborterker. Die konnte man seiner königlichen Hoheit scheinbar keinesfalls zumuten.

Ein modernes WC muss her! Aber wohin damit? Im Rittersaal, einem der schönsten Räume der Burg, wird kurzerhand eine Fensternische umgebaut.

 

Dort installiert man ein Toilettenbecken mit einem Wasserspülkasten. Für den Abfluss wird ein Fallrohr verlegt, das nach außen führt. Und damit der König dort auch seine Ruhe hat, wird die Holzwand mit dem besagten Türchen davor eingebaut. Darüber befindet sich ein Buntglasfenster.

 

Soweit uns bekannt ist, braucht der König das exklusive stille Örtchen dann doch nicht. Aber es dient den Bewohnern der Burg noch viele Jahre, bis es nach 1945 abgebaut wird. Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr noch heute die Stelle finden, an der die königliche Kloschüssel einmal stand!


Letzte Änderung: 01.02.2021