Passt wie angegossen

Was eine Eichentür alles über Schloss Colditz erzählt

Türchen #18

In Colditz geht’s rund! Und das meint nicht nur die bewegte Geschichte des Schlosses, sondern auch eine Tür, die beinahe 500 Jahre davon miterlebt hat.

Immer im Kreis herum läuft man den Wendelstein zu der großen Eichentür im ersten Obergeschoss nach oben. Steht man vor ihr, sticht gleicht eine Besonderheit ins Auge: Ihr Türblatt ist gebogen – es folgt der Rundung des Wendelsteins! Wie angegossen schmiegt sich die Tür an die Mauer. Auch noch nach 500 Jahren, denn solange ist es schon her, dass sie hierherkam.

 

Gebaut hat sie 1522 der damalige Hoftischler Hans Zinkeisen, der später noch als Architekt beim Umbau des Schlosses Karriere machte. Fünf Silbergroschen stellte Zinkeisen für die Tür in Rechnung – und zimmerte noch fünf weitere in dieser gerundeten Art.

 

Eine der sechs Wendelsteintüren fehlt heutzutage, doch alle anderen sind noch an Ort und Stelle. Besonders ansehnlich sind diese allerdings nicht mehr, denn sie wurden vormals mit schwerer Ölfarbe gestrichen. Bis auf unsere Tür im ersten Obergeschoss: die haben wir vor einigen Jahren restaurieren lassen.

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Instand gesetzt

Einst führte die Tür in eine der schönsten und repräsentativsten Wohnetagen des Schlosses. Johann der Beständige wohnte dort, sein Bruder Friedrich der Weise ihm gegenüber im Fürstenhaus. Vor 200 Jahren dann öffnete sie die Arbeitsräume für die männlichen Inhaftierten des Arbeitshauses. Vor 80 Jahren schloss sie sich hinter französischen Offizieren des Kriegsgefangenenlagers Oflag IV C, zu DDR-Zeiten vor den Patienten des Pflegeheims. Noch heute riecht es in der Etage nach Desinfektionsmittel.

Colditz hat wirklich was durchgemacht, das sieht man dem gesamten Schloss an. Die Überreste aus so vielen Epochen warten auf ihre museale „Erlösung“. Die Tür ist schon mal bereit.


Letzte Änderung: 01.02.2021