
Es sollte eine besondere Ehrung werden: Für eine Sonderschau über Libuše Šafránková waren alle Hebel in Bewegung gesetzt. Gemeinsam mit tschechischen Kollegen hatten wir Material gesammelt, Texte zum Leben der Schauspielerin geschrieben, korrigiert und übersetzt und die passenden Bilder zugeordnet. Auch die aufwendige Klärung von Film- und Tonrechten war endlich abgeschlossen.
Mithilfe eines großen Teams war im November 2021 in kürzester Zeit die Ausstellung aufgebaut worden. Highlight sollten Originalkostüme aus tschechischen TV-Produktionen werden. Diese und andere Exponate hatten wir extra aus Berlin, Potsdam und Prag nach Moritzburg geholt … und dann kam wieder Corona dazwischen. Erst jetzt, im Januar, wird das Leben und Schaffen der berühmten Schauspielerin endlich erlebbar.
Die Schauspielerin hinter der Märchenprinzessin
Libuše Šafránková war nicht nur irgendeine Schauspielerin: Sie spielte die Rolle des Aschenbrödels im Märchen „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Der 1972/73 gedrehte Film war eine Kooperation zwischen den DEFA Studios in Potsdam-Babelsberg und den Barrandov Studios in Prag. Aufgrund eines Vorschlags der Dramaturgieassistentin Hannelore Unterberg wurde für den Drehort des märchenhaften Königschlosses das Schloss Moritzburg ausgewählt. Darum lebt hier seit nunmehr fast zwölf Jahren mit der allseits bekannten Aschenbrödel-Ausstellung der Kult weiter.

Uns allen ist Libuše Šafránková als das Aschenbrödel aus dem Märchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ bekannt. Doch gestaltete sich ihre Theater- und Schauspielkarriere weitaus umfangreicher, als mancher vielleicht weiß. In Tschechien wurde sie schon als Jugendliche bekannt. Mit „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ schaffte sie den weltweiten Durchbruch als junge Erwachsene. Und das war erst der Anfang …
Aus Tschechien in die Welt

Die am 7. Juni 1953 geborene Libuše wuchs in einer sehr musikalischen Familie im Ort Šlapanice am Rande der Stadt Brno auf. Schon während der Schulzeit erkannte man ihr schauspielerisches Talent, so dass sie auf ein Konservatorium wechselte, um Unterricht in Musik, Gesang, Tanz und Schauspiel zu erhalten. Ihre Ausbildung darin schloss sie 1971 mit dem Abitur ab.
Noch im selben Jahr bekam die 18-jährige die Rolle, die über Nacht ihren Bekanntheitsgrad auf ganz Tschechien ausweitete: die Enkelin Barunka in „Die Großmutter“. Die Romanvorlage der tschechischen Nationalschriftstellerin Božena Němcová ist im ganzen Land bekannt und unterstreicht die Bedeutung dieser Rolle für Libuše. Božena Němcová war es auch, die mit einer eigenen Variante des Märchens „Aschenputtel“ die Vorlage für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ schuf.
Die Rolle des Aschenbrödels machte Libuše Šafránková schließlich über die Ländergrenzen Tschechiens hinaus berühmt. Als der Film 1973 in die Kinos kam, war Libuška, wie sie alle liebevoll nannten, gerade mal 20 Jahre alt und schon eine internationale Berühmtheit. Die Rolle verdankte die junge Schauspielerin dem Regisseur Václav Vorlíček.
Für immer märchenhaft
Für Libuše sollten noch einige Prinzessinnenrollen folgen. In Filmen wie „Prinz und Abendstern“, „Der Salzprinz“, „Der dritte Prinz“ oder „Die kleine Meerjungfrau“ schlüpfte sie erneut in Rollen mit langen funkelnden Kleidern. Zu ihrer langen Filmografie zählen aber nicht nur Kinofilme, sondern auch zahlreiche Fernsehproduktionen. In denen spielte sie unter anderem gemeinsam mit ihrem Mann Josef Abrhám. Einst hatten sie sich im „Schauspielklub“ kennengelernt, dem Theater, dem sie bis in die 1990er Jahre treu blieben. 1976 feierten sie ihre Hochzeit – und blieben bis zum Tod Libušes am 9. Juni 2021 zusammen.
Die Winterausstellung „3 Haselnüsse für Aschenbrödel“ mit dem Special zu Libuše Šafránková öffnet wieder am 21. Januar 2022. Sie wird vorerst von Freitag bis Sonntag jeweils 10:00 bis 17:00 Uhr zu sehen sein. Ab 04. Februar bis 27. Februar soll die beliebte Winterausstellung täglich geöffnet werden.
Seit einigen Monaten arbeitet Linda Frommelt als Praktikantin im Schloss Moritzburg. Von der Magie des Märchenschlosses hat sie sich schnell verzaubern lassen.