Histories

50 Jahre Kultfilm: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel (Teil 2)

Ronald Schramm /

Aschenbrödel im Winterwald
Zur Jahreswende 2022/23 jährt sich der Dreh zum Wintermärchenfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zum fünfzigsten Mal. Grund genug noch einmal an den Winter 1972/73 zurückzudenken.

Ein ideales Filmschloss

Während bei den Barandov-Studios in Prag und der DEFA in Babelsberg weiter an der Planung und Umsetzung der Produktion, sowie der Besetzung der Rollen gearbeitet wurde, lief auch die Motivsuche potenzieller Drehorte in der DDR und der ČSSR weiter. Von Hannelore Unterberg, Assistentin in der Dramaturgie bei der DEFA, kam der entscheidende Tipp für ein geeignetes Schloss - das Schloss Moritzburg, Jagdschloss August des Starken in der Nähe von Dresden. Hier fanden sich mehrere geplante Motive an einem Ort vereint. Ein freistehendes Schloss, eingebettet in eine bewaldete Teichlandschaft mit repräsentativen Treppenanlagen und ausreichend freiem Raum für Dreharbeiten.

Im November 1972 bestätigte man weitere Darsteller, wie das Königspaar aus Rolf Hoppe und Karin Lesch, beide vom Staatsschauspiel Dresden, oder die Stiefschwester Dora, gespielt von Daniela Hlaváčová. Zudem setze man die Drehorte in Moritzburg fest. So bekam der Direktor des Schlosses Moritzburg Ende November die Information über den Dreh am Schloss und wurde gebeten, für eine Beleuchtung der Fenster zu sorgen: „Um nach außen hin den Eindruck einer festlichen Beleuchtung des Schlosses zu erzielen.“ Da zu dieser Zeit ein Teil des Schlosses noch als Wohnraum vermietet war, erhielten die Mieter die Aufforderung, zu den betreffenden Drehterminen Lampen in die Fenster ihrer Wohnungen zu stellen.

Moritzburg – mehr als ein barockes Lustschloss

Moritzburg war bereits zu DDR-Zeiten ein wichtiges Zentrum des Pferdesports und so konnte man bei den Filmarbeiten ebenfalls auf die Räumlichkeiten, die Pferde und Mitarbeiter des Hengstdepots (heute Sächsisches Landesgestüt) und auch private Pferdebesitzer zurückgreifen. Es entstanden dann auch einigen Szenen, wie die Sattelung der Pferde bzw. Szenen im „Stall“ mit Aschenbrödels Nikolaus, in den Ställen des Hengstdepots.

Am 14. Dezember 1972 startete endlich der Dreh in der DDR, zunächst mit verschiedenen Szenen in den Ateliers der Filmstudios Babelsberg. Hier drehte man z.B. viele Szenen und Einstellungen im Inneren des Königsschlosses, wie die Ballszene. Für diese Massenszene engagierte man auch Schüler und Mitglieder der Ballettschule Berlin sowie vom Ensemble des Friedrichstadtpalasts in Berlin. Die DEFA veranschlagte 25 Mark pro Drehtag/Schüler plus 15 Mark pro Überstunde bzw. einstudierte Tanzstunde an Kosten hierfür. Die Kosten der Begleiter setzte man mit 75 Mark an.

Den Ballsaal selbst baute man allerdings als Kulisse im Atelier in Babelsberg auf – denn den historischen Fest- und Speisesaal in Moritzburg zur Filmkulisse umzubauen kam nicht in Frage. In der Dekoration „Ballsaal“ wurde dann am 21. und 22. Dezember gedreht. Danach ging das Filmteam in das Weihnachtsfest. Für den 27. Dezember vermerkt das Drehtagebuch einen Drehausfall welcher mit der lapidaren Kurzbegründung „Abbummeln für den 16.12.1972“ gekennzeichnet wird. An jenem 16. Dezember mussten unter anderem Szenen im Schlossgang mit den tschechischen Schauspielern gedreht werden, die nur zu diesem Zeitpunkt in der DDR weilten. So machte man also den Samstag, den 16. Dezember, zu einem Drehtag und der 27. Dezember wurde zum „Abbummeltag“.

Termin- und Zeitschwierigkeiten waren sowieso die Regel, denn viele der tschechischen Darsteller aber auch einige der deutschen (z. B. Rolf Hoppe) hatten parallel zu den Dreharbeiten noch Verpflichtungen an Theatern. Manch einer drehte also morgens bei der DEFA in Babelsberg und musste dann schnellstmöglich per Auto, Zug oder gar Flugzeug nach Tschechien, um dort pünktlich am Abend oder nächsten Morgen auf der Bühne zu stehen. Prinzendarsteller Pavel Trávníček z. B. gibt zu, gelegentlich bei den frühmorgendlichen Dreharbeiten sogar auf dem Pferd eingedöst zu sein.

In Moritzburg begannen die Dreharbeiten dann am 17. Januar 1973 mit dem Einrichten der Kulissen am Schloss und im Hengstdepot.

Pferd ist nicht gleich Pferd

Parallel zum Aufbau ergaben sich für die Außendreharbeiten in der DDR aber auch neue Probleme. Da im fertigen Film viel geritten und mit Pferden agiert und interagiert wird, waren bei den Drehs in Moritzburg und auch in der ČSSR acht und mehr Pferde am Set. Allerdings bekamen die tschechischen Filmpferde keine Einfuhrgenehmigung für die DDR, da um die Herbst- bzw. Winterzeit in der ČSSR damals die Maul- und Klauenseuche grassierte. Somit mussten die Szenen in der DDR mit anderen Pferden gedreht werden. Glücklicherweise waren in Moritzburg mit seinem Hengstdepot, der Reitsportgemeinschaft und privaten Pferdebesitzern ausreichend Anlaufstellen für Tiere und Experten gegeben.

Für die Szene der königlichen Kutsche konnte man zwar auf eine Kalesche, einer leichten Reisekutsche, aus dem Bestand des Hengstdepots zurückgreifen, aber die dafür gedachten vier weißen Schimmel konnten nicht vom Depot gestellt werden. Zu dieser Zeit befanden sich in dessen Bestand keine Schimmel für das Ziehen von Kutschen. Der Moritzburger Gerhard Lilie konnte aushelfen. Er hatte mit seinen Pferden schon häufiger bei DEFA-Produktionen eine Rolle gespielt, konnte im konkreten Fall aber nur einen Schimmel aus seinem eigenen Besitz besteuern. Die übrigen drei Pferde kamen von einem Freund aus Mittweida, Alfred Ziegler. In der fertigen Szene des Films ritt Herr Lilie seinen Schimmel Ebro (links vorne) dann sogar selbst vor der Kamera.

In der Saison 2023/2024 läuft drei Haselnüsse für Aschenbrödel zu folgenen Terminen:

So, 01.12.24, 15:35 Uhr im Ersten

So, 08.12.24, 16:15 Uhr im MDR

So, 15.12.24., 15:35 Uhr im WDR

So, 22.12.24, 14:15 Uhr im NDR

Di, 24.12.24, 08:50 Uhr im ORF 1 (Österreich)

Di, 24.12.24, 13:40 Uhr im Ersten

Di, 24.12.24, 13:40 Uhr im BR

Di, 24.12.24, 16:25 Uhr im SRF 1 (Schweiz)

Di, 24.12.24, 16:45 Uhr im NDR

Di, 24.12.24., 20:15 Uhr im WDR

Mi, 25.12.24., 9:50 Uhr im Ersten

Mi, 25.12.24., 16:35 Uhr im RBB

Mi, 25.12.24., 18:50 Uhr auf ONE

Do, 26.12.24., 17:25 Uhr im MDR

So, 29.12.24., 12:00 Uhr im KiKA

Mi, 01.01.25., 14:30 Uhr im SWR

Mo, 06.12.25., 11:15 Uhr im BR

Seit 2019 ist Ronald Schramm Mitarbeiter der Museumspädagogik im Schloss Moritzburg. Beim Durchforsten der Drehbücher zu "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" stieß er auf viele spannende Geschichten zu den Umständen des Filmdrehs.

Die weiteren Teile der dreiteiligen Blogserie zum Filmdreh in Moritzburg findet Ihr hier und hier.

 


Letzte Änderung: 24.01.2020

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